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Arm mit Herzpflaster

Bereits eine Spende kann bis zu drei Menschen helfen

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Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

In der Notaufnahme, zur Behandlung von Krebserkrankungen und auch im Falle von Komplikationen im Kreißsaal: Ohne das unersetzliche Engagement von Blutspendern hätten millionen Menschen keine Überlebenschance. Doch die Blutspendedienste des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) schauen mit großer Sorge auf die derzeitige Versorgung und warnen vor einer Notlage. Die Gründe für den gegenwärtigen Mangel an Blutspenden sind vielfältig.

Der Bedarf ist groß, doch die Hilfsbereitschaft lässt nach: Landesweit melden die DRK-Blutspendedienste in der Bevölkerung einen alarmierenden Abwärtstrend beim Spendenaufkommen. Tatsächlich erscheinen zurzeit in Deutschland lediglich drei Prozent der Menschen zur Blutabnahme – für eine gesicherte Versorgung schwerverletzter oder chronisch erkrankter Menschen bräuchte es allerdings mindestens die doppelte Anzahl an Spendenwilligen. Woran ist dieser akute Mangel auszumachen? Die Gründe sind vielfältig und an ganz unterschiedliche Faktoren gekoppelt, wie Stephan David Küpper, Sprecher des DRK-Blutspendediensts West, zu berichten weiß: „In der Hochzeit der Pandemie und während des Lockdowns im Frühjahr 2021 machten wir die überraschende Beobachtung, dass die Blutspende unter Corona-Bedingungen sehr gut funktioniert hat. Von den vielen Einschränkungen in dieser Zeit war die systemrelevante Veranstaltung Blutspende jederzeit ausgenommen. Die Menschen hatten somit einen guten Grund, vor die Türe zu gehen.” Anders jedoch, so ist zu erfahren, verhielt es sich in der anschließenden Phase der Lockerungen, als mit dem Wegfall der meisten Restriktionen die Blutspendebereitschaft enorm einbrach: „Ab dem Frühjahr 2022 hatten wir dahingehend mit großen Problemen zu kämpfen”, so Stephan David Küpper, der die Problematik prägnant zusammenfasst: „Je mobiler die Menschen sind, desto schwieriger wird es mit der Blutspende.” Das beträfe nicht nur die Corona-Pandemie, sondern auch Urlaubszeiten und Feiertage.

Bei solch einem Auf und Ab, das an eine Achterbahnfahrt erinnert, fehlt es an klarer Planbarkeit. Doch genau diese braucht es, um einen drohenden Konservennotstand zu verhindern. Nicht nur aus diesem Grunde wurde die Terminvereinbarung für Blutspender vereinfacht: Die meisten Zentren bieten online eine bequeme Wunschterminreservierung an, in deren Zuge sich per Eingabe der Postleitzahl umgehend auch die nächstgelegenen Einrichtungen finden lassen. Solch eine individuelle Reservierung reduziert die Wartezeiten und unterstützt zudem das weiterhin notwendige Hygienekonzept. Doch leider vermelden die Blutspendedienste auch hier Schwierigkeiten, bleiben doch aufgrund von vorab reservierten, jedoch nicht wahrgenommenen Terminen täglich einige Blutspendeliegen leer. Stephan David Küpper: „Die Einführung dieses Systems war für die DRK-Blutspendedienste, aber auch für die Unikliniken, der Retter in der Not. Die Terminreservierung bildete vor allem in der Hochphase der Pandemie die notwendige Sicherheit ab.” Tatsächlich existiere aber eben ein gewisser Prozentsatz an nicht eingehaltenen Terminen: „Das stellt bislang zwar kein überbordendes Problem dar; mit Blick auf unsere Personalplanung oder auch den Einkauf eines Imbisses schmerzt dennoch jede ausgelassene Buchung.”

Demografischer Wandel sorgt für Knappheit

Allein mit einer Blutspende erhalten bis zu drei kranke oder verletzte Menschen Unterstützung – sie hilft also direkt dort, wo Bedarf ist, und schenkt schwerkranken Patienten eine Überlebenschance. Während Frauen bis zu viermal innerhalb von zwölf Monaten einen Termin wahrnehmen können, sind es bei Männern sechs Besuche. Blutspenden ist jedem gesunden Menschen ab dem 18. Geburtstag möglich; die Altersgrenze ist je nach Bundesland bis zum 76. Lebensjahr erreicht. Bis zur Altersspanne von 64 bis 68 Jahren dürfen zudem Erstspenden erfolgen. Allerdings spielt der demografische Wandel bei der aktuellen Blutspende-Knappheit eine wesentliche Rolle: Jahr für Jahr scheiden in Deutschland rund hunderttausend aktive Blutspender alters- oder krankheitsbedingt aus. Gleichzeitig steigt der Spendenbedarf in der Gruppe älterer Menschen, die zusehends größer wird. „Bei dieser Entwicklung handelt es sich nicht um ein Gefühl, der Wandel ist statistisch belegbar”, macht Stephan David Küpper vom DRK-Blutspendedienst West klar. „Wir sehen zudem deutlich, dass auch aus der Kohorte der Babyboomer-Generation allmählich die Spendenwilligen herausfallen. Und manchmal ist es vielleicht auch schlicht der Gedanke: »Nun habe ich bereits 100 Mal gespendet – jetzt sind die anderen dran«.” Gleichzeitig fehle es an jüngeren Menschen, die sich zu einer Blutspende bereiterklären. Damit sei nicht zwangsläufig die Zielgruppe in den frühen Zwanzigern gemeint; auch wer mit Mitte 30 in den Spendeprozess einsteige, würde der guten Sache noch lange erhalten bleiben.

Erfolgreiche Kampagne: Erst wenn’s fehlt, fällt’s auf

Um für die Dringlichkeit von Spenden Aufmerksamkeit zu schaffen, wurde von den DRK-Blutspendediensten die bundesweit angelegte Kampagne „#missingtype – erst wenn’s fehlt, fällt’s auf” ins Leben gerufen. Die beiden prominenten Botschafter Vanessa Mai und Leon Goretzka machen sich für die Notwendigkeit von lebensrettenden Blutspenden stark und möchten so noch mehr Menschen zum Spenden motivieren. Eine wichtige Überzeugungsarbeit, der sich auch zahlreiche Unternehmen, Organisationen und Vereine anschließen: Stellvertretend für die benötigten Blutgruppen A, B, AB und Null verzichten sie in ihren Social-Media Beiträgen auf die Buchstaben A, B und O. Denn nur wenn die benötigten Blutpräparate stets in ausreichender Zahl und über sämtliche Blutgruppen hinweg verfügbar sind, ist eine Versorgung für alle betroffenen Altersklassen gewährleistet. Stephan David Küpper zeigt sich von der Kampagne begeistert: „#missingtype ist für die DRK-Blutspendedienste die bislang erfolgreichste Kampagne, um Menschen mit dem Thema der Blutspende in Berührung zu bringen. Es gilt, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Das Engagement von Sportlern und Prominenten, aber auch von den Unternehmen ist dabei nicht zu unterschätzen!” Hier blickt Küpper keinesfalls ausschließlich auf national und international agierende Konzerne, er hebt auch die Unterstützung durch lokale Betriebe hervor: „Wenn sich etwa die örtliche Bäckerei für die Blutspende engagiert, ist das ebenfalls ein wichtiges Zeichen für den gesellschaftlichen Schulterschluss.”

Übrigens: Dank ihres sozialen Engagements sichern Blutspender nicht nur den Fortlauf der Versorgung, sie profitieren auch automatisch von einem Gesundheitscheck. Nach der Entnahme wird das Blut im Labor auf verschiedene Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis und Syphilis untersucht. Sollte hier ein Befund von der Norm abweichen, erhalten der Spender oder dessen Hausarzt darüber eine schriftliche Information. Auch Tests auf Ringelröteln und Antikörper, die gegen Blutzellen gerichtet sind, zählen zu den Untersuchungen. Weitere Gründe, gemeinsam gegen den Mangel an Blutspenden vorzugehen. „Mit Blick auf die nahe Zukunft gilt es in erster Linie, dem wachsenden Bedarf an Präparaten gerecht zu werden”, umreißt Stephan David Küpper folglich die zurzeit größte Herausforderung. „Wir müssen stringent daran arbeiten, das Thema »Blutspende« in den Köpfen und Herzen der Menschen zu verankern. Nur so kann auch künftig die sichere Versorgung folgender Generationen gewährleistet werden.”

drk-blutspende.de


Blutspenden in Zeiten von Corona

Auch während der herausfordernden Pandemie ist die Blutspende alternativlos. Die DRK-Blutspendedienste rufen all jene, die sich fit und gesund fühlen, dazu auf, einen Termin zu vereinbaren. Ein größtmöglicher Schutz ist aufgrund von Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen jederzeit für alle Blutspender gegeben. Wichtig: Nach der Impfung mit einem SARS-CoV-2-Impfstoff ist keine Rückstellung von der Blutspende erforderlich. Sofern keine Impfreaktionen, wie beispielsweise Fieber oder eine lokale Schwellung auftreten, können Geimpfte am Folgetag schon wieder Blut spenden.


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Ausgabe: 04/2022

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