Mit sinkenden Temperaturen steigt das Risiko für bestimmte Unfälle und Verletzungen – sei es beim Skifahren, auf zugefrorenen Gewässern oder in der Silvesternacht. Mit einfachen Tipps und Hilfen lassen sich typische Winterunfälle vermeiden. Kommt es dennoch zu Stürzen, Unterkühlungen oder Verbrennungen, kann ein umfassendes Erste Hilfe-Wissen Schlimmeres verhindern und mitunter Leben retten.
Unfälle im Winter behandeln und vorbeugen
In der kalten Jahreszeit ist besondere Vorsicht geboten: Glatte Straßen, vereiste Gehwege und auch Schneestürme erhöhen das Verletzungsrisiko deutlich. Bei Unfällen im Straßenverkehr, Stürzen oder Erfrierungserscheinungen sind Erste Hilfe-Kenntnisse daher sehr wertvoll. In speziellen Kursen erlernen Teilnehmende das richtige Verhalten bei Unterkühlungen und erfahren, wie sie diese anhand bestimmter Symptome erkennen können. Auch das korrekte Anlegen von Schienen bei Brüchen will gelernt sein, um ernsthafte Komplikationen im Genesungsprozess zu vermeiden. Mittels einfacher Tipps lassen sich typische Winterunfälle und folgenreiche Verletzungen vermeiden: Festes Schuhwerk verringert die Gefahr, auf glatten Wegen auszurutschen und zu stürzen. Zudem ist das Tragen reflektierender Kleidung in der dunklen Jahreszeit ein besonders wichtiger Sicherheitsfaktor. Wer an frostigen Wintertagen zudem mit dem Auto unterwegs ist, sollte darauf achten, dass vor Fahrtbeginn jederzeit die Scheiben frei von Eis und Schnee sind und die Beleuchtung des Wagens einwandfrei funktioniert.
Erfrierungen an milden Wintertagen
Auch an milden Wintertagen können Körperteile, die wenig durchblutet sind, erfrieren. Verletzungen treten dabei in unterschiedlichen Schweregraden auf und unterscheiden sich in Symptomatik und Behandlung. Vor allem Nase und Ohren sind gefährdet, aber auch die Finger, etwa bei einem abendlichen Spaziergang ohne Handschuhe. Meist ist hier von Erfrierungen des 1. Grades zu sprechen. Dabei ist die Sensibilität der betroffenen Region meist intakt oder weist nur leichte Störungen auf. Während sich das verletzte Gewebe zunächst blässlich-blau verfärbt, können später auch Hautrötungen durch eine verstärkte Durchblutung des Gewebes auftreten. Auch leichte ödematöse Schwellungen sind möglich. Idealerweise lassen sich erfrorene Regionen durch die eigene Körpertemperatur erwärmen. In schwereren Fällen ist der betroffene Körperteil wie bei einer Verbrennung mit einem entsprechenden Verband zu versorgen. Eine ärztliche Behandlung ist dann ratsam.
Einbruch ins Eis
Auch wenn die Risiken weithin bekannt sind: Verwandeln sich bei frostigen Temperaturen Flüsse und Seen in Eisflächen, lockt dies viele Menschen hinaus zum Spazieren oder Schlittschuhlaufen. Da die Gefahren eines Eiseinbruchs hoch sind, warnt das Deutsche Rote Kreuz vor lebensgefährlichem Leichtsinn und empfiehlt, nur gefrorene Flächen zu betreten, die von lokalen Behörden offiziell freigegeben sind. Denn: Die Dicke der Eisschicht wird leider immer wieder überschätzt. Während stehende Gewässer erst ab mindestens 15 Zentimetern als sicher gelten, sind es bei fließenden Gewässern sogar 20 Zentimeter. Bricht ein Mensch ins Eis ein, unterkühlt er innerhalb weniger Minuten und droht zu ertrinken. Beginnt also das Eis unter den Füßen zu knacken und bilden sich Risse, lautet der Rat, sich umgehend flach hinzulegen. Andreas Paatz, Bundesleiter der DRK-Wasserwacht betont: „Legen Sie sich sofort flach hin, um das Gewicht zu verteilen und robben Sie langsam Richtung Ufer. Wer einbricht, sollte die Arme schnell ausbreiten, um ein Untertauchen unter das Eis zu verhindern. Brechen Sie das Eis in der Richtung, aus der Sie gekommen sind, so lange ab, bis es wieder dicker wird. Versuchen Sie, sich auf die Eisoberfläche zu rollen und kriechend zurück an Land zu gelangen.“
Versorgung nach Eiseinbruch
Wer einen Eiseinbruch beobachtet, alarmiert umgehen die 112 und ruft laut um Hilfe. Sollten vor Ort Rettungsringe oder -leinen vorhanden sein, müssen diese von einem sicheren Standort zur Einbruchstelle geworfen werden. Auch ein Stock oder Schal kann hilfreich sein, um eine eingebrochene Person aus dem Wasser zu ziehen. Ist die Unglücksstelle weiter entfernt, können Helfende sich mit einem Seil am Ufer sichern und zur verunfallten Person robben. Dem Geretteten muss umgehend die nasse Kleidung ausgezogen und eine wärmende Decke umgelegt werden. Bei Eintritt einer Bewusstlosigkeit ist die verunglückte Person in die stabile Seitenlage zu bringen. „Bei nicht normaler Atmung oder Kreislaufstillstand beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung – 30 Mal Herzdruckmassage, 2 Mal Atemspende im Wechsel”, so Andreas Paatz vom DRK. „Führen Sie die Maßnahme so lange durch, bis der Rettungsdienst eintrifft und übernimmt, oder bis die betroffene Person wieder normal zu atmen beginnt.“
Skiunfälle
Nicht wenige Pistenunfälle ereignen sich aufgrund der Tatsache, dass viele Skifahrer ihr Können überschätzen und zu schnell fahren. Bei einem Sturz oder Zusammenstoß muss umgehend die Unfallstelle abgesichert werden, damit es nicht zu weiteren „Auffahrunfällen“ mit anderen Wintersportlern kommt. Europaweit gilt der Notruf 112. Ist die verletzte Person bei Bewusstsein, gilt es zu erfragen, wo sie Schmerzen hat: Zehen, Finger, Nacken, Kopf? Nur bei hundertprozentiger Sicherheit, dass es sich um keine Kopf-, Nacken- oder Rückenverletzungen sowie Brüche handelt, darf der verletzte Skifahrer aus der Gefahrenzone gebracht werden. Ebenfalls wichtig: Bis die Sanitäter oder die Bergwacht eintreffen, können Brüche und Prellungen mit Schnee gekühlt werden.
Gefahren durch heiße Getränke
Heiße Getränke im Freien sind in der kalten Jahreszeit sehr beliebt. Enthalten diese Alkohol, ist immer zu beachten, dass sie dem Körper Energie und Wärme entziehen. Ein weiteres Risiko: Der übermäßige Genuss alkoholischer Getränke trübt den Sinn und die Wahrnehmung für Kälte und Schmerzen. Daher eignen sich zum Aufwärmen stattdessen eher Tees. Bei Verbrennungen durch Heißgetränke sind diese sofort mit kaltem (nicht eisigem) Wasser zu kühlen – mindestens 20 Minuten lang. Hat sich die Verbrennung im Gesicht ereignet, kann die betroffene Stelle mit feuchten Tüchern gekühlt werden. Dabei müssen die Atemwege jederzeit frei bleiben. Im Anschluss die Wunde keimfrei bedecken und gegebenenfalls einen Arzt aufsuchen.
Hilflose Person im Winter
Besonders Menschen ohne festen Wohnsitz sind im Winter von Unterkühlungen bedroht. Für schutzlose Personen, die unter freiem Himmel dringend Hilfe benötigen, gibt es deutliche Erkennungszeichen: Kältezittern, Atmung und Kreislauf sind erhöht, die Betroffenen sind anfangs erregt, später ruhiger. Nach Absetzen eines Notrufs sollte die unterkühlte Person an einen warmen Ort gebracht werden, wo sie sich langsam aufwärmen kann. Nasse und kalte Kleidung entfernen und den Körper in Decken wickeln. Wichtig ist es zudem, keine aktive Wärme zuzuführen, beispielsweise durch Reiben oder Wärmflaschen. Es bieten sich warme, gezuckerte Getränke an, jedoch kein Alkohol!
Unfälle an Silvester
Durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerkskörpern lassen sich Unfälle rund um Silvester vermeiden. Dazu zählt unter anderem ein angemessener Abstand beim Abbrennen von Knallern und Raketen. Auch sollten ausschließlich gekennzeichnete Feuerwerkskörper zum Einsatz kommen. Leichte Verbrennungen, die die Größe der Handfläche des Betroffenen nicht überschreiten, lassen sich kurz mit Wasser kühlen. Größere Wunden müssen hingegen umgehend steril abgedeckt werden. Im Falle eines Unglücks ist Ruhe zu bewahren und umgehend ein Notruf abzusetzen.