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Die Niederschrift menschlicher Abgründe

Die Niederschrift menschlicher Abgründe

Foto & Buchcover: © Sibylle Stengel-Klemmer
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Den Spürsinn und die Menschenkenntnis, die es in der täglichen Praxisarbeit benötigt, legt der Psychotherapeut Dr. Joachim Stengel auch am heimischen Schreibtisch an den Tag: Gleich mehrere Kriminalromane und Thriller hat der Essener bereits niedergeschrieben und veröffentlicht. Als die Pandemie in Form von Lockdown und Kontaktbeschränkungen das öffentliche Leben weitgehend lahmlegte, beflügelte dies die Kreativität des Hobby-Autors umso mehr: Die ersten zwei Bände einer anvisierten Corona-Trilogie entstanden in kürzester Zeit. Sein positiver Umgang mit der anhaltenden Ausnahmesituation, so der Therapeut, solle auch anderen Menschen Mut machen.

Der Top-Agent Tom Forge vom Bundesnachrichtendienst macht sich an die Arbeit, gemeinsam mit seiner attraktiven Kollegin vom Verfassungsschutz, Jade Taylor, die wirtschaftlichen Interessen eines deutschen Großkonzerns zu schützen. Je weiter das Duo in den vermeintlichen Routinefall eintaucht, desto mehr entspinnt sich ein rasantes Wechselspiel aus Lügen und dunklen Machenschaften. Der Thriller, in dem sich die spannenden Geschehnisse ereignen, hört auf den Namen „Intrige”; dass sich die Handlung vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie entfaltet, verleiht der Story eine zusätzliche Portion Aktualität. Das 300 Seiten starke Werk stammt aus der Feder von Joachim Stengel, promovierter Psychologe und Psychotherapeut, tätig in einer Duisburger Gemeinschaftspraxis. Neben seinem Hauptberuf fühlt sich der gebürtige Stralsunder mit ganzem Herzen dem düsteren Genre verbunden: „Ich war schon immer leidenschaftlicher Krimileser”, blickt der 69-Jährige zurück. „Meine absoluten Favoriten sind bis heute die Autoren der »Schwarzen Serie«, wie etwa Raymond Chandler, Dashiell Hammett oder Ross Macdonald. Auch die bekannten skandinavischen Thriller habe ich gelesen, doch bald schon sagten mir die Tendenzen in diesen Romanen nicht mehr zu. Da ich bereits während meines Studiums Kurse für schriftstellerische Arbeit belegt hatte, machte ich mich einfach selbst ans Werk.” Der besondere Reiz daran: Wer selbst schreibt, könne sämtliche Geschehnisse im Buch lenken. „Wenn mir die Entwicklung eines Protagonisten nicht mehr gefällt, lasse ich ihn eben kurzerhand von der Bildfläche verschwinden”, so Stengel augenzwinkernd.

Und das hat der umtriebige Autor auf dem Papier schon viele Male getan, betrachtet man das Oeuvre des in Essen lebenden Psychotherapeuten: Neben bereits drei erschienenen Krimis um den Privatdetektiv Robert E. Tarne aus dem Ruhrgebiet war das im Zuge der Pandemie entstandene Werk „Intrige” der Startschuss zur sogenannten „Corona-Trilogie”, die in „Kooperation” ihre Fortsetzung fand und schon bald im dritten Teil ein Finale erlebt. Befragt nach seiner Inspiration für die Niederschrift menschlicher Abgründe nennt Joachim Stengel eine recht naheliegende Quelle: „Da genügt manchmal schon der Blick in den Lokalteil der hiesigen Tageszeitung. Wenn ich mir die kleineren und größeren Meldungen nach der Lektüre nochmals durch den Kopf gehen lasse, entwickeln sich fast automatisch weiterführende Geschichten. Lese ich etwa von einem nächtlichen Raubüberfall, frage ich mich: Wie konnte es dazu kommen? Was waren die Hintergründe? Könnte das Stoff für eine Nebenhandlung sein?” Ohnehin böte das Ruhrgebiet mit seinen rund 5,1 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern viel Raum für Verfehlungen, Gesetzeswidrigkeiten und Missetaten, weshalb Stengel seine Fälle bevorzugt in diesem Ballungsraum platziert: „Es handelt sich hier um ein eng besiedeltes Gebiet, durchaus vergleichbar mit New York City. Ich spreche da gerne etwas salopp vom »Sumpf des Ruhrgebiets«, der von meinen Helden bearbeitet und durchforstet wird.” Aspekte aus seinen Therapiegesprächen fließen ebenfalls – aus Gründen des Respekts eher indirekt und verfremdet – in die Erzählungen mit ein, begegnen dem Psychotherapeuten doch täglich ganz unterschiedliche Menschen und Biografien. Hier fallen durchaus Beruf und Autorendasein zusammen, seinem Ermittlerduo Tom Forge und Jade Taylor etwa hat Joachim Stengel recht komplexe Lebensläufe mit auf den Weg gegeben – da ist von Bindungsängsten, emotionalen Verletzungen oder einem gestörten Eltern-Kind-Verhältnis zu lesen.

Kreativ durch die Krise

Dass die Handlungen der neuesten Werke von Joachim Stengel allesamt in der Corona-Zeit spielen, unterstreicht nicht nur den Arbeitseifer des passionierten Autors, sondern auch, welch einschneidendes Ereignis die Pandemie für die Gesellschaft weiterhin darstellt. Denn die damit einhergehenden, nie dagewesenen Ängste und Unsicherheiten erinnern (leider) nunmal auch an einen gespenstischen Thriller: „Die Auswirkungen auf die emotionale Entwicklung vieler Menschen, begünstigt durch die Kontaktbeschränkungen, sind heute noch gar nicht abzusehen”, weiß der Experte aus seiner täglichen Arbeit. „Ein sehr großer Teil meiner Klientinnen und Klienten hatte und hat unter dieser belastenden Situation zu leiden.” Doch Joachim Stengel möchte nach vorne schauen, anderen Mut machen und einen positiven Umgang mit der Situation aufzeigen: Der kreative Prozess habe ihm in den zurückliegenden Monaten eine große Freude bereitet; das reine Schreiben am ersten Roman der Corona-Trilogie dauerte gar nur einen Monat. Ein eindrucksvoller und motivierender Weg also, die unfreiwillig hinzugewonnene Freizeit zu nutzen.  Seine ersten und auch wichtigsten Kritiker seien stets Ehefrau und Sohn, wie der Autor verrät: „Das nehme ich als sehr hilfreich wahr, verliert man doch schon mal im Überschwang den ein oder anderen Handlungsstrang aus den Augen. »Show, don’t tell« lautet dann eine gern gewählte Randnotiz meiner Frau; auch mein Sohn ist sehr klar in seinem Urteil, indem er einzelne Textpassagen herausgreift und auf ihre Schlüssigkeit prüft.” Kritikfähigkeit, so Joachim Stengel, gehöre zur Entwicklung einer Story eben dazu. Dies gilt auch für künftige Projekte, schließlich hat der schreibende Psychotherapeut noch einiges zu erzählen: Sein Privatdetektiv Robert E. Tarne, so ist zu erfahren, wird sich schon bald mit Baulöwen und Wirtschaftsskandalen herumschlagen müssen; auch die Ermittler Tom Forge und Jade Taylor möchte Joachim Stengel in naher Zukunft wieder losschicken. Geschichten und Inspirationen lauern schließlich hinter einer jeden Ecke.

joachim-stengel.de

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