Das Kreisen um negative Gedanken, unregelmäßige Bettzeiten sowie Stress im Alltag – all das wirkt sich belastend auf die Psyche des Menschen aus und kann einen akuten oder gar chronischen Schlafmangel begünstigen. Dies ist nicht ungefährlich, denn wer nachts lange wach liegt, hat früher oder später mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Dr. med. Renate Mürtz-Weiss ist als Business-, Personal- und Sport-Coach tätig: Sie kennt die vielen Ursachen für Schlafstörungen und möchte ihre Klienten daher für das wichtige Zusammenspiel von Körper und Psyche sensibilisieren.
Sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich lautet die Vorgabe heutzutage oftmals: höher, schneller, weiter! Doch steigen die Leistungsanforderungen kontinuierlich, droht die Gefahr, sich in diesem Alltags-Hamsterrad zu verlieren. Die daraus resultierenden Folgen sind nicht zu unterschätzen, sorgen Stress, Druck und Erschöpfung doch letztlich für den Verlust kostbarer Lebensqualität. Dr. med. Renate Mürtz-Weiss kennt die genannten Risiken aus der täglichen Arbeit. Im Rahmen ihrer Tätigkeit als Ärztin der Allgemeinmedizin engagierte sie sich zuvor über 25 Jahre lang in verschiedenen Krankenhäusern und Praxen und war dabei vielfältig mit Personalverantwortung tätig. Heute liegt der Fokus ihres Coachings unter anderem auf den Schwerpunkten Resilienz, mentale Stärke und Burnout-Prävention: „Ganz zu Beginn meiner Arbeit frage ich meine Klienten nach ihren Zielen, nach ihrer Erwartungshaltung an mich. Da wird dann häufig der Wunsch nach einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit geäußert – generell oder aufgrund einer Erschöpfung. Doch auch persönliche oder berufliche Krisen sind Bestandteil der Gespräche, ebenso Ängste vor Prüfungen oder Präsentationen.” In solcherlei Drucksituationen, so die Expertin, gehe nicht nur häufig der Blick fürs große Ganze verloren, sondern leider auch der Sinn für das Zusammenspiel von Körper und Psyche: „Vielen Menschen ist dieser Zusammenhang gar nicht bewusst. Doch das Entwickeln negativer Gedanken führt zu einem Stresserleben und so zur Ausschüttung entsprechender Neurotransmitter – der Körper wird in Alarmbereitschaft gesetzt.” Eine veränderte Atmung, Herzrasen sowie allgemeine Unruhe sind dann nicht untypisch.
Gedankenkarussell sorgt für Schlafprobleme
Eine weitverbreitete Folge eben dieser Symptome sind Schlafstörungen. Diese können sich je nach Individuum ganz unterschiedlich äußern – während manch einer über Einschlafprobleme klagt, fällt es anderen Betroffenen wiederum schwer, die Nacht durchzuschlafen. Was alle vereint ist ein belastender Teufelskreis: Das stetige Entwickeln negativer Gedanken wirkt schlafraubend; die Müdigkeit am Folgetag sorgt für erneute Anspannung, was letztlich am allgemeinen Wohlbefinden zerrt. „Wer dieses Gedankenkarussell stoppen möchte, muss den Ursachen dafür auf den Grund gehen”, so Dr. med. Renate Mürtz-Weiss. „Das kann beispielsweise Stress auf der Arbeit sein oder ein Konflikt im Kollegenkreis. Wer an den Auslösern arbeitet, vermeidet es, immer wieder ins Grübeln zu geraten.” Zusätzlich regt die Expertin auch stets eine organische Abklärung an. Tatsächlich aber lohnt bei dieser Problematik ein Blick auf unsere Arbeitsgewohnheiten, wechselnde Zeiten im Schichtdienst etwa bringen den Biorhythmus ordentlich durcheinander. Und auch das Arbeiten im Homeoffice, das sich bedingt durch die Coronapandemie mittlerweile in vielen Jobs etabliert hat, ist hier zu nennen, lässt es doch schnell die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeitswelt verschwimmen – ein Gefühl des „Jederzeit-verfügbar-seins” stellt sich ein. Hier hält Dr. med. Renate Mürtz-Weiss dagegen und fragt: „Müssen wir denn im Homeoffice jederzeit verfügbar sein? Wo setzen wir Grenzen und wie können wir uns selbst organisieren? Das sind ganz klassische Coaching-Themen.” Das bewusste Wechseln zwischen verschiedenen Rollen sei zu Hause zwar schwerer als im Büro; zur Vermeidung von Stress allerdings absolut ratsam.
Während sich viele Faktoren für Schlafprobleme im Unbewussten entfalten, existieren andererseits auch jede Menge selbstgemachte Schlafstörer. Diese sind uns zwar durchaus bekannt, ein Verzicht fällt jedoch vielen schwer: Der Espresso nach dem Abendessen, fette Speisen zu später Stunde sowie alkoholische Getränke und salziges Knabberzeug vor dem Fernseher halten den Körper auf Trab und können für einen unruhigen Schlaf sorgen. Auch mit dem Blick aufs Smartphone oder Tablet im Bett bringen wir uns selbst um den Schlaf, hemmt die Helligkeit dieser Geräte doch die Ausschüttung von Melatonin, ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Welche Gefahren lauern, wenn wir nicht unserer inneren Uhr folgen, kann Dr. med. Renate Mürtz-Weiss klar benennen: „Wer Dinge tut, die eigentlich nicht seinem Inneren entsprechen, begünstigt die Ausschüttung von Stresshormonen, es fehlt an Kompensationsmöglichkeiten, eventuell können zudem Entzündungsreaktionen auftreten. Dann ist auch der Weg zur Angststörung oder Depression unter Umständen nicht mehr weit. Alles, was Körper und Geist aus der Balance bringt – ob psychisch oder körperlich – wirkt belastend.”
Schlafmittel: Klares Gefahrenpotential
Eine gesunde und bedachte Lebensweise trägt dazu bei, körperliche und seelische Belastungen zu reduzieren und idealerweise auch wieder zu ruhigerem Schlaf zu finden. Manch ein Betroffener, bei dem der Leidensdruck sehr hoch ist, sucht den vermeintlich schnelleren Weg und greift auf Schlafmittel zurück. Diese bringen allerdings nur kurzfristig die gewünschte Hilfe; werden Mittel wie etwa Benzodiazepine oder Z-Substanzen über einen längeren Zeitraum eingenommen, können sie vielmehr die Leistungsfähigkeit zusätzlich mindern, abhängig machen und an Wirksamkeit verlieren. Auch für synthetisch hergestelltes Melatonin konnte bislang kein nachhaltiger Behandlungserfolg nachgewiesen werden – die Klärung möglicher Langzeitnebenwirkungen steht zudem noch aus. Dr. med. Renate Mürtz-Weiss erkennt hier ein gewisses Wechselspiel: „Patienten suchen ihren Arzt auf und möchten gerne ein Schlafmittel erhalten, da sie akut keine andere Lösung sehen. Gleichzeitig weiß ich aus eigener Erfahrung, dass im schnelllebigen Praxisalltag oftmals die Zeit fehlt, um die Effekte und Nebenwirkungen von Schlafmitteln zu erläutern.” Das klare Gefahrenpotential liegt demnach auf der Hand: „Neben der relativ schnell eintretenden körperlichen Abhängigkeit ist auch der psychische Aspekt nicht zu unterschätzen. Der Gedanke, durch die Einnahme von Schlafmitteln am nächsten Tag wieder zu funktionieren, ist ein trügerischer, denn der Griff zur schnellen Hilfe erscheint einfacher und harmloser als er tatsächlich ist. Die so wichtige Suche nach den eigentlichen Ursachen für die Schlafprobleme bleibt auf der Strecke.”
Dr. med. Renate Mürtz-Weiss möchte ihre Klienten bei eben dieser Suche unterstützen und gleichzeitig mit ihnen nach vorne schauen: Wie kann ich künftig Lösungen generieren oder gar präventiv handeln, damit Schlafprobleme erst gar nicht entstehen? Hier empfiehlt die Expertin, negative Gedankenschleifen schnellstmöglich zu durchbrechen und sich die positiven Erfahrungen des Lebens zu vergegenwärtigen: „So können die entsprechenden Neurotransmitter wie Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden – wichtige Gegenspieler der schlafraubenden Stresshormone.”