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Dr. med. Florian Danckwerth: Chronischer Schmerz beeinflusst die gesamte Lebenssituation

Dr. med. Florian Danckwerth: Chronischer Schmerz beeinflusst die gesamte Lebenssituation

Foto: © Jochen Rolfes
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Wer sich auf die Suche nach einem guten Arzt begibt, ist dankbar für fundierte Erfahrungswerte und Empfehlungen. Das Magazin „FOCUS-Gesundheit” stellt Jahr für Jahr ein umfangreiches Ranking der besten Ärztinnen und Ärzte Deutschlands zusammen, um die Leserschaft bei der Recherche nach führenden Spezialisten zu unterstützen. Einer der in diesem Jahr wiederholt gekürten Top-Mediziner ist Dr. med. Florian Danckwerth, Chefarzt des Zentrums für Konservative Orthopädie und Schmerzklinik am St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort. Die PVS holding gratuliert und freut sich, einem im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Fachmann als Abrechnungsdienstleister zur Seite stehen zu dürfen.

Seit 2010 werden Sie regelmäßig vom Magazin „Focus-Gesundheit” mit der Auszeichnung „Top-Mediziner” bedacht: Welchen Stellenwert nimmt dieser Titel für Sie ein?

Dr. med. Florian Danckwerth: Ich möchte hervorheben, dass wir als Team sehr stolz auf diese Anerkennung sind, denn alleine ist solch eine Auszeichnung nicht zu erreichen. Als ich vor über 20 Jahren in Kamp-Lintfort meine Arbeit aufnahm, war eine Konservative Orthopädie in einem Akutkrankenhaus ein absolutes Novum. Für die Etablierung mussten wir tatsächlich bei Null beginnen – da lag eine echte Herausforderung vor uns. Seitdem hat eine enorme Entwicklung stattgefunden, sodass wir mittlerweile eine der größten und leistungsfähigsten konservativ-orthopädischen Akuteinrichtungen in Nord-West-Deutschland sind.  

Dort versorgen Sie Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates: Lassen sich „klassische” Behandlungsfelder nennen?

Wir sind spezialisiert auf die nicht-operative Behandlung von sowohl akuten, als auch chronischen Erkrankungen des gesamten Stütz- und Bewegungsapparates. Betrachtet man das Leistungsspektrum, handelt es sich auf der einen Seite etwa um akute Bandscheibenvorfälle, dekompensierte Spinalkanalstenosen, Instabilitäten der Wirbelsäule oder auch konservative Frakturbehandlungen bei osteoporotischen Brüchen. Der andere Bereich, nämlich die Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen, ist ebenso bedeutsam. Hier müssen wir oftmals anders denken, denn es liegt nicht immer ein Gewebeschaden vor, der die Schmerzen primär erklärt.

Die Focus-Empfehlung basiert u.a. auf den Faktoren Reputation, Qualifikation und Service: Wie würden Sie das Leistungsspektrum vor Ort in Kamp-Lintfort umschreiben?

Wir sind eines der wenigen Krankenhäuser, das über solch eine konservative Akutabteilung verfügt. Daher sind wir in der Lage, auch schwere Erkrankungen an der Wirbelsäule ohne Operation behandeln zu können. Zum Leistungsspektrum zählen neben den verschiedenen Therapieverfahren zur Behandlung der Wirbelsäule auch sichtgesteuerte Infiltrationstechniken sowie sehr viele Maßnahmen zur verhaltensmedizinischen Orthopädie. Vor allem bieten wir multimodale Behandlungen an, in die komplette Teams aus Ärzten, Schmerz-, Ergo- und Psychotherapeuten sowie Pflegekräfte integriert sind. In Kamp-Lintfort können wir auf sämtliche Disziplinen zurückgreifen.

Können Sie die Herausforderung erläutern, für jeden einzelnen Patienten ein individuelles therapeutisches Konzept zu entwickeln?

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, denn tatsächlich ist bei jedem Fall individuell abzuklären, was genau sich hinter dem Symptom „Schmerz” verbirgt. Die Stelle, wo der Patient die Beschwerden empfindet, ist nicht immer auch der Ort, wo der Schmerz seine Ursache hat – ein komplexer Sachverhalt. Unser Anspruch ist es, stets die jeweilige Ursache aufzuspüren und diese dem Menschen zu vermitteln. Viele Patienten müssen da erstmal umdenken und akzeptieren, dass ihr Körper zumindest vorübergehend nicht mehr voll einsatzfähig ist. Diese Erkenntnis gestaltet sich für jeden Betroffenen ganz unterschiedlich, daher nehmen wir uns in der Klinik für die Therapieentwicklung sehr viel Zeit.

Was bedeutet es für Betroffene, wenn etwa die Gründe für einen chronischen Schmerz nicht mehr gänzlich festzustellen sind? Welche psychischen Folgen sind mitunter möglich?

Hilflosigkeit. Unverstandenheit. Das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden. Auch Niedergeschlagenheit und sozialer Rückzug sind zu nennen. Chronische Schmerzen sind eine große Herausforderung, da sie meist die gesamte Lebenssituation beeinflussen. Manchmal ist es nicht einfach, den Ursprung ganz exakt herauszufinden. Unsere Aufgabe ist es daher, eine Beziehung zum einzelnen Patienten aufzubauen, damit dieser Vertrauen erfährt und sich einem Therapiekonzept annähern kann.

Vor allem im Bereich „Rückenschmerz” wurden Sie für Ihre Leistungen ausgezeichnet: Wo sehen Sie typische Ursachen für diese Volkskrankheit?

Eine große Frage! Gewebeschäden können diese Schmerzen begünstigen, ebenso das Körpergewicht, einseitige Körperhaltungen sowie natürlich ein fehlender Bewegungsausgleich. Aber auch psychosoziale Belastungen verstärken mitunter den Rückenschmerz deutlich …

… weshalb der ganze Mensch samt Krankheitsgeschichte betrachtet werden muss.

Und da ergeben sich weitere Fragen: Wie erreichen wir den Patienten, sodass wir ihn verstehen – und er uns? Die Kommunikation spielt eine wichtige Rolle, denn im Gespräch ermitteln wir beispielsweise psychosoziale Belastungen und Begleitumstände sowie den jeweiligen Lebensstil. Natürlich ist ein Bildbefund für die Diagnose sehr wichtig und zeigt häufig den Grund auf, weshalb ein Mensch an einer bestimmten Stelle Schmerz verspürt. Aber eben nicht immer und ausschließlich. Das ist die Herausforderung, die viel Zeit in Anspruch nimmt. Auch geht nicht jeder Patient mit den Beeinträchtigungen gleich gut um: Manch einer akzeptiert es problemlos, sich übergangsweise bei einem Bandscheibenvorfall zurückzunehmen und etwa den Arbeitsalltag zeitweilig neu zu gestalten. Anderen fällt dies wiederum sehr schwer, weshalb dann auch die Behandlungen ganz anders verlaufen.

Am St. Bernhard-Hospital bieten Sie auch eine spezielle Sprechstunde für Musiker an: Welche typischen Erkrankungen wären hier zu nennen?

Da dreht sich vieles um berufsbedingte Haltungsfragen: Denken Sie nur an eine Violinistin, die ihren Kopf permanent in einer nicht natürlichen Stellung halten muss. Ich spiele das Instrument selbst, in einem Kammerorchester in Moers. Die Geige wird permanent zwischen Kinn und Schlüsselbein gehalten, oft stundenlang. Für die Musiker eine belastende Situation, trotz Hilfen wie Kinnhalter und Schulterstützen. Häufige Erkrankungen sind dann sogenannte Überlastungssyndrome, aber auch Dystonien – also unkontrollierte Bewegungsstörungen, die in den neurologischen Bereich hineinreichen. Bekannt ist, dass rund 70 Prozent der Berufsmusiker unter Schmerzen auftreten! Zudem fördert die Bühnensituation nicht selten ein Stressempfinden.

Welchen Einfluss hatte und hat die Corona-Pandemie auf die Versorgung von Schmerzpatienten?

Kontaktbeschränkungen und die Angst vor einer Ansteckung sorgen für eine seelische Belastung. Das hat durchaus dazu geführt, dass eine Therapie oftmals verzögert wurde und sich Schmerzpatienten nicht getraut haben, rechtzeitig zum Arzt oder ins Krankenhaus zu gehen. Glücklicherweise ist diesbezüglich mittlerweile eine Verbesserung festzustellen – nicht zuletzt auch aufgrund der Hygienemaßnahmen und Vorkehrungen in den Praxen und Kliniken.

Und Ihr genereller Blick in die Zukunft?

Wichtig ist mir: Seit gut zwei Jahrzehnten haben wir einen festen Platz im St. Bernhard Hospital und verfügen mit der Konservativen Orthopädie im regionalen Wettbewerb über ein Alleinstellungsmerkmal. Auch in Zukunft sollte daher die konservative Behandlung in ihren Schwerpunkten und Leistungsbereichen gestärkt werden, um sicherstellen zu können, dass diese Versorgung allen Patienten zur Verfügung steht und leitliniengerecht ausgeschöpft wird. Unseren Blick für den Bedarf seitens der Patienten halten wir jederzeit offen, um ihnen weiterhin ein größtmögliches Gefühl von Sicherheit zu vermitteln.

st-bernhard-hospital.de

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