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PVS holding meistert die Krise

Foto: © ViDi Studio - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
3 Min.Lesezeit

Wer hätte zu Beginn des vergangenen Jahres ahnen können, welch kräftezehrende Aufgaben 2020 mit sich bringen würde. Die Corona-Pandemie betraf und betrifft immer noch sämtliche Lebensbereiche und sorgt weltweit für Krisenstimmung. Auch die PVS holding bekam diese Auswirkungen zu spüren, mussten doch strukturelle Fragen im Gesundheitswesen neu und quasi über Nacht beantwortet werden. Doch trotz verschobener Operationen und einer Zurückhaltung bei den Praxisbesuchen: Die PVS holding steuert sicher durch die Krise, wie im Gespräch mit Dieter Ludwig, Sprecher der Geschäftsführung, deutlich wird. 

Herr Ludwig, welche Umschreibung kommt Ihnen in den Sinn, wollte man das zurückliegende Jahr 2020 auf einen Begriff herunterbrechen?

Dieter Ludwig: Das kann eigentlich nur „Herausforderung“ sein. Zu Beginn der Pandemie haben wir im Unternehmen, so wie die meisten, gespannt auf die Entwicklungen geschaut: Wie wird sich die Krise gestalten? Wie schützen wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Was können wir unternehmen, um trotz Pandemie jederzeit unseren Kunden alle Services bieten zu können? Wie hoch werden die Einbußen sein? Unsere niedergelassenen Kunden berichteten über deutlich weniger Patienten und Behandlungen, und da die Krankenhäuser bereits ab März elektive Operationen absagen mussten und ganze Stationen für eine eventuelle Aufnahme von Covid-19-Patienten frei geräumt wurden, rechneten wir besonders für die Monate April, Mai und Juni mit deutlichen Umsatzrückgängen …

… eine Befürchtung, die berechtigt war?

Oh ja, das war sie. Und eine entsprechende „Delle“ mussten auch wir durchaus verzeichnen, vor allem im Mai. Ab August 2020 haben wir aber konstant und ordentlich aufgeholt – besonders im November. Zum Ende des Jahres konnten wir dann konstatieren, dass es insgesamt keine nennenswerten Verluste gab. Im niedergelassenen Bereich lagen wir sogar über dem Vorjahresniveau.

Bewertete das RKI das Corona-Risiko für Deutschland Ende Februar 2020 noch als „gering bis mäßig“, stieg die Sorge im März. Inwiefern hat man damals bei der PVS holding bereits verschiedene Szenarien durchgespielt?

Ich erinnere mich, dass wir hier in Mülheim Ende Februar das „Planungsteam Corona“ aufgestellt haben: Dazu zählten neben der Geschäftsführung ein Mediziner, ein Mitglied aus dem Betriebsrat, die Leitung der Inneren Verwaltung, des Risikomanagements sowie der Personalabteilung. Es war ein wichtiger, frühzeitiger Schritt, Personen aus sämtlichen Fachrichtungen an einen Tisch zu bringen. So waren wir jederzeit über die medizinische Entwicklung informiert und konnten uns gleichzeitig einen Überblick zu den Regelungen der Kurzarbeit verschaffen …

… die leider im weiteren Verlauf unumgänglich war.

Das Thema war ja vielerorts bereits seit März aktuell – bei der PVS machten sich die fehlenden Behandlungen in den Kliniken und Praxen allerdings erst verzögert bemerkbar. Und so konnten wir dank unserer frühen Planung auf eine gute Grundlage zurückgreifen. Gemeinsam mit unserem Betriebsrat wurde eine Kurzarbeitsvereinbarung aufgesetzt. Andere Branchen wie die Automobilzulieferer, der Messebau oder der Eventbereich waren ja bereits in Kurzarbeit – das hat uns in der Planung und Kommunikation geholfen.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen spielte auch der Aspekt „Arbeiten im Homeoffice“ schon bald eine Rolle – wie ist man das angegangen?

Die Arbeit im Homeoffice war und ist natürlich nicht in jedem Bereich möglich – bei uns glücklicherweise aber in den meisten. Ein Großteil unserer Kolleginnen und Kollegen konnte und kann Arbeiten aus dem Homeoffice verrichten. Natürlich: Da sind auch unsere Fahrer oder das Kantinenpersonal – aber Tätigkeiten wie das Schreiben von Rechnungen, die Erledigung von Korrespondenzen und das Mahnwesen sind auch bei Kontaktbeschränkungen möglich.

Inwiefern lässt sich dahingehend eine Entwicklung seit dem Frühjahr 2020 feststellen?

Heute gehen wir mit der Situation anders um, als in dieser frühen Phase. Damals stand noch die Frage im Raum, inwiefern etwa Atemschutzmasken helfen. Da galt noch die große Sorge, dass komplette Bereiche geschlossen werden müssen, sollte sich eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter mit Corona infiziert haben. Da mussten wir von der PVS entsprechend reagieren, und die einzelnen Geschäftsstellen voneinander „abschotten“. Niemand, der in Köln beschäftigt war, durfte beispielsweise nach Mülheim kommen. Wuppertaler Kollegen durften nicht nach Aachen fahren. Eine scharfe Trennung der einzelnen Einheiten. In einigen Abteilungen ist es uns gelungen, redundante Teams zu bilden, die es in dieser Form zuvor noch nicht gab.

Wie sah das konkret aus?

Es ging darum, die anfallenden Aufgaben mit jedem Team komplett erledigen zu können: Sechs Personen etwa, die in der Buchhaltung fest zusammen arbeiten – und sechs weitere Personen, die einen Kern bilden. Sollte eine Kollegin oder ein Kollege coronabedingt ausfallen, könnte das andere Team alle Aufgaben weiterhin abdecken. Die Verteilung von Kompetenzen und Verantwortlichkeiten wurde also klar geregelt.

Ebenfalls positiv hervorzuheben: Der Lockdown im Sommer konnte genutzt werden, etwa für Umbauarbeiten im Mülheimer Betriebsrestaurant.

Das war eine tolle Geschichte! Wir wussten ja, dass die Kantine geschlossen werden musste, das war eine behördliche Regelung. Die dort beschäftigten Kolleginnen und Kollegen haben sich dann in anderen Bereichen engagiert – da wurde der Koch als Fahrer eingesetzt, auch in der inneren Verwaltung gab es Aufgaben zu erledigen. Dennoch stand irgendwann die Frage im Raum, wie die Zeit der Schließung zu nutzen ist. So entstand innerhalb des Personals die Idee, schon länger gewünschte und auch notwendige Arbeiten in der Kantine selbst in die Hand zu nehmen: Da wurden Wände versetzt, neue Farben aufgetragen und schallschluckende Deckenplatten angebracht. An dieser Stelle sei allerdings das ausgezeichnete Teamwork unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Bereichen und Geschäftsstellen hervorzuheben!

Wie verlief die Einarbeitung der neuen Auszubildenden bzw. neuer Mitarbeiter?

Da galt es für alle Beteiligten, Flexibilität zu beweisen. Unsere PC-Arbeitsplätze eignen sich normalerweise ideal zum Anlernen – „setz dich doch mal neben mich.“ Das war im Jahr 2020 nicht möglich, also lief vieles über Videokonferenzen und E-Learning. Das wurde von den Azubis und allen Kolleginnen und Kollegen aber bestens angenommen. Der Mensch gewöhnt sich schnell an neue Situationen, das haben wir wohl alle dieses Jahr vor Augen geführt bekommen. Gab es zuvor vielleicht Vorbehalte gegenüber digitalen Lösungen, war das nach nur wenigen Wochen in Fleisch und Blut übergegangen. Ohne Frage aber freuen wir uns alle sehr darauf, wenn der persönliche Kontakt wieder möglich ist.

Die PVS holding hat die Krise bislang also gut gemeistert?

So ist es, die technischen Bedingungen und auch die Datenschutzfragen sind geklärt. Vieles, was im Frühjahr des letzten Jahres unter großer Anstrengung mit teils heißer Nadel gestrickt werden musste, steht nun auf sicheren Füßen. Was wir alle während der ersten Welle gelernt haben, hat uns in der zweiten geholfen. Das ist die gleiche Situation wie bei den niedergelassenen Ärzten, die im März und April 2020 auch noch nicht auf die Situation vorbereitet waren. Die haben in den letzten Monaten auch viel dazugelernt und sind mit entsprechenden Schutzmöglichkeiten ausgerüstet. Wirtschaftlich hat natürlich auch die Hygieneziffer 245a, die in Abstimmung zwischen PKV-Verband und Bundesärztekammer zusätzlich in den Leistungskatalog mit aufgenommen wurde und mit Blick auf den erhöhten Hygieneaufwand einmal je Sitzung berechnungsfähig ist, unseren Kunden geholfen.

Wie fällt der weitere Blick in die nahe Zukunft aus?

Auch, wenn wir vorsichtshalber für 2021 eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat getroffen haben, hoffen wir, künftig auch ohne Kurzarbeit auszukommen. Ich denke, dass die kritische Phase noch mindestens bis Mitte des Jahres verläuft – und da es bereits wieder Schließungen von Stationen in den Krankenhäusern und die Verschiebung von elektiven Behandlungen gibt, werden wir schon bald sehen, wie stark die PVS durch geringere Abrechnungsvolumina betroffen sein wird.

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