Bis zu 1,6 Millionen Menschen leiden in Deutschland schätzungsweise an einer Demenz, in den meisten Fällen handelt es sich dabei um die Alzheimer-Krankheit. Demografische Veränderungen begünstigen seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Neuerkrankungen – weitaus mehr Frauen als Männer sind betroffen.
Der Verlauf einer Demenzerkrankung ist durch mehrere Phasen gekennzeichnet: Sind zu Beginn meist Kurzzeitgedächtnis und Merkfähigkeit gestört, schwinden in der Folge auch eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses sowie im Leben erworbene Fertigkeiten. Und auch Sprache, Denkvermögen und Orientierung können im Zuge einer Demenz in Mitleidenschaft gezogen werden. Da die Alzheimer-Krankheit dabei nahezu zwei Drittel aller Fälle ausmacht, gilt sie als häufigste Ursache für eine Demenz. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DalzG) belegt den Anstieg der Erkrankung mit entsprechenden Zahlen: „Die Prävalenzraten steigen steil mit dem Alter. Die Krankenziffer verdoppelt sich im Abstand von jeweils ungefähr fünf Altersjahren und nimmt von etwas mehr als ein Prozent in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen auf rund 40 Prozent unter den über 90-Jährigen zu. Zwei Drittel aller Erkrankten haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet und zwei Drittel der Erkrankten sind Frauen.“ Besonders letztere Tatsache lässt aufhorchen: Während gegenwärtig zwischen 25 und 30 Prozent der Männer, die ein Alter von 65 Jahren erreichen, an einer Demenz erkranken, bewegen sich die Zahlen bei den Frauen laut Deutscher Alzheimer Gesellschaft zwischen 37 und 50 Prozent. Hier dürfte als Hauptgrund die höhere Lebenserwartung eine Rolle spielen – da Frauen ein geringeres Sterberisiko als Männer aufweisen, sind sie auch in den entsprechenden Altersgruppen, in denen das Demenzrisiko ansteigt, stärker vertreten. „Zusätzlich trägt zur ungleichen Verteilung der Krankheitsfälle bei, dass Frauen länger mit einer Demenz zu überleben scheinen als Männer, und dass sie auf den höchsten Altersstufen ein leicht höheres Neuerkrankungsrisiko als die Männer haben“, heißt es seitens der DalzG.
Unabhängig vom Geschlecht beginnt die Alzheimer-Demenz in den meisten Fällen schleichend, fast unbemerkt. Und doch können Signale genannt werden: Treten etwa Gedächtnislücken auf, sind Stimmungsschwankungen und vereinzelte Sprachschwierigkeiten zu beobachten oder leidet der Orientierungssinn, liegen charakteristische Merkmale einer beginnenden Erkrankung vor. Diese Symptome gehen bei Betroffenen nicht selten mit Verärgerung, Angst und Beschämung einher. In der Folge verschärfen sich die Anzeichen; Dinge des Alltags, wie Essen, Trinken oder die Körperpflege, gelingen nicht mehr ohne die Hilfe anderer Personen. Auch ein plötzlich auftretendes aggressives Verhalten sowie Depressionen sind möglich. Das Spätstadium der Erkrankung bringt die markantesten Einschnitte mit sich, sind Demenz-Patienten dann doch gänzlich auf die Pflege und Betreuung durch andere Personen angewiesen. Körperfunktionen lassen nach, es kommt mitunter zu einer Gehschwäche oder Schluckbeschwerden, auch die Kontrolle über Blase und Darm leidet. Letztlich sind es dann häufig Komplikationen (zum Beispiel eine Lungenentzündung), an denen die Patienten sterben.
„Die Zahl der über 65-Jährigen in Deutschland hat sich im Verlauf der letzten hundert Jahre vervielfacht“, führt die Deutsche Alzheimer Gesellschaft an. Da diese Entwicklung noch nicht abgeschlossen sei, werden sich auch „die Krankenzahlen mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts erhöhen.“ Im Schnitt sei Jahr für Jahr mit einem Anstieg um 25.000 bis 40.000 Menschen zu rechnen, die an Demenz erkranken. „Bis zum Jahr 2050 werden sich die Krankenzahlen um 0,8 bis 1,2 Millionen erhöht haben. Das entspricht einer Zunahme zwischen 70 und mehr als 100 zusätzlichen Krankheitsfällen an jedem einzelnen Tag im Verlauf der nächsten drei Jahrzehnte“, warnt die DalzG. Werte, die unterstreichen, wie immens wichtig der ersehnte Durchbruch in der Prävention und Therapie von Demenzerkrankungen wäre.
Mögliche Warnsignale für eine Demenzerkrankung
- Vergessen kurz zurückliegender Ereignisse
- Schwierigkeiten, gewohnte Tätigkeiten auszuführen
- Sprachstörungen
- nachlassendes Interesse an Arbeit, Hobbys und Kontakten
- Schwierigkeiten, sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden
- fehlender Überblick über finanzielle Angelegenheiten
- Fehleinschätzung von Gefahren
- ungekannte Stimmungsschwankungen, andauernde Ängstlichkeit, Reizbarkeit und Misstrauen
- hartnäckiges Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen