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Keuchhusten: Starker Anstieg der Infektionszahlen

Keuchhusten: Starker Anstieg der Infektionszahlen

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Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Laut eines epidemiologischen Bulletins des Robert Koch-Instituts (Stand: 28. November 2024) wurde bis zum Ende des vergangenen Jahres die höchste jährliche Keuchhusten-Fallzahl seit Einführung der bundesweiten Meldepflicht 2013 verzeichnet: Die endemische Erkrankung ist hochansteckend und kann sich in ungeschützten Populationen rasch ausbreiten. Weshalb zuletzt so viele Menschen an Keuchhusten erkrankt sind, welche Symptome dabei auftreten und wie man sich am besten vor einer Infektion schützt, lesen Sie hier.

 

Was ist unter Keuchhusten zu verstehen?

Als eine der weltweit häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege gilt Keuchhusten, übertragen per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch, als hochansteckend. Ausgelöst wird der Husten meist durch das Bakterium Bordetella pertussis: Die vom Erreger gebildeten Giftstoffe schädigen die Schleimhäute der Luftwege; besonders junge Säuglinge, die noch nicht über einen Impfschutz verfügen, sind gefährdet. In Deutschland erkranken vor allem Kinder und Jugendliche an Keuchhusten, doch auch Erwachsene stecken sich immer häufiger an. Bekannt ist, dass beinahe jeder Kontakt zwischen Erkrankten und ungeschützten Gesunden zu einer Ansteckung führt. Die Bakterien verbreiten sich somit beim Husten, Niesen oder Sprechen über winzige Tröpfchen aus dem Nasen-Rachen-Raum und können bis zu einen Meter in der Luft weiterverbreitet und schließlich eingeatmet werden. Es steht die Frage zur Diskussion, ob die Erreger vorübergehend gesunde Menschen mit Impfschutz besiedeln können – zwar erkranken die Geimpften in diesem Falle nicht selbst, geben die Bakterien aber möglicherweise wiederum an andere weiter.

 

Welche Symptome treten auf?

Typischerweise sind beim Keuchhusten drei Stadien zu beobachten: Erkrankte weisen in den ersten ein bis zwei Wochen leichte Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen sowie eine allgemeine Müdigkeit auf. Über Fieber klagen in diesem ersten Stadium die Betroffenen eher selten. Darauf folgt meist ein langwieriger, trockener Husten. Die anfallsweise auftretenden, oft krampfartigen Hustenstöße enden dann meist mit dem typisch-keuchenden Einziehen der Luft. Für die Patienten stellen die vielen Hustenanfälle eine große Qual dar, zumal sie sich häufiger in der Nacht, als am Tage ereignen. Auch können diese starken Anfälle zu Würgen und Erbrechen führen. Während Erkrankte zudem unter Appetit- und Schlaflosigkeit leiden, tritt auch in dieser zweiten Phase eher selten Fieber auf. Achtung: Keuchhusten kann bei Neugeborenen und Säuglingen zu lebensgefährlichen Atemaussetzern führen! In der dritten Phase – auch als „Erholungsphase“ bezeichnet – klingen die Hustenattacken innerhalb von sechs bis zehn Wochen schrittweise ab.    

 

Warum erkranken derzeit so viele Menschen an Keuchhusten?

Theoretisch kann jeder Mensch an Keuchhusten erkranken – im zurückliegenden Winter 2024/25 waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene allerdings gleichermaßen verstärkt betroffen. Laut Robert Koch-Institut betrug die Summe der jährlich gemeldeten Fälle Ende 2024 rund 22.500. Ein Wert, der in den Jahren zuvor nicht annähernd verzeichnet wurde (2020: 3.468, 2021: 810, 2022: 1.743, 2023: 3.432). Experten führen hier sogenannte Corona-Nachhol-Effekte an, hatten doch viele Menschen während der Pandemie aufgrund der Infektionsschutz-Maßnahmen keinen Kontakt mit dem Keuchhusten-Erreger. Da somit die Immunität in der Bevölkerung abgenommen habe, erkrankten zuletzt mehr Menschen. Ein weiterer Grund könnte sein, dass zudem mehr auf Keuchhusten getestet wurde.     

 

Welche Komplikationen können auftreten?

Auch wenn der Erreger im Normalfall keine schwere Erkrankung zur Folge hat, sollte man Keuchhusten nicht auf die leichte Schulter nehmen oder mögliche Verschlimmerungen unterschätzen. Im ersten Lebensjahr sowie bei Älteren sind Komplikationen in Form von Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen oder auch Krampfanfällen (eher selten) möglich. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) warnt: „Für Neugeborene kann eine Keuchhusten-Erkrankung lebensbedrohlich sein. Bei etwa zwei Drittel von ihnen ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Abwehrstoffe gegen Keuchhusten können Neugeborene nur durch eine Impfung der Mutter einige Wochen vor der Geburt bekommen.“ Dieser sogenannte Nestschutz schirme laut BZgA die Kinder in den ersten Lebenswochen ab, bis sie selbst geimpft werden können. Da der Schutz einer Keuchhusten-Impfung nur wenige Jahre anhält, sind auch ältere Kinder, Jugendliche sowie Erwachsene betroffen – hier werden allerdings meist nur leichte Verläufe verzeichnet. Dennoch stellen diese Menschen eine ernstzunehmende Ansteckungsquelle dar, vor allem für Säuglinge, Kleinkinder, Senioren und all jene, die an einer Grunderkrankung leiden.  

 

Wie kann man sich schützen?

In erster Linie durch eine Impfung. Für Neugeborene werden in Deutschland von der Ständigen Impfkommission (STIKO) drei Teil-Impfungen empfohlen, und zwar im Alter von 2, 4 und 11 Lebensmonaten. Diese Impfungen, so ergänzt die BZgA, können zum Teil zeitgleich mit den Früherkennungsuntersuchungen erfolgen: „Da Keuchhusten für Säuglinge lebensbedrohlich sein kann, sollten diese möglichst früh geimpft werden.“ Für Kinder und Jugendliche empfiehlt sich je eine Auffrischung mit 5 bis 6 Jahren und dann mit 9 bis 16 Jahren. Erwachsenen wird vom BZgA geraten, die nächste fällige Impfung gegen Tetanus und Diphtherie einmalig in Kombination mit einer Impfung gegen Keuchhusten zu erhalten: „Dies gilt auch, wenn im Verletzungsfall eine Tetanus-Impfung erforderlich ist.“ Auch für enge Kontaktpersonen von Säuglingen – etwa Familienmitglieder oder Tagesmütter – ist es ratsam, sich (spätestens vier Wochen vor der Geburt) impfen zu lassen, sollte dies in den letzten zehn Jahren nicht erfolgt sein. Wichtig ist zudem: In jeder Lebensphase können sich Menschen nach überwundenem Keuchhusten erneut anstecken. Nach einer Erkrankung hält der Schutz ca. 7 bis 20 Jahre, im Falle einer Impfung ca. 5 bis 7 Jahre.      

 

Wie wird Keuchhusten therapiert?

Je früher eine Behandlung mit Antibiotika stattfindet, desto kürzer die Zeit der Ansteckungsfähigkeit. Auch der Krankheitsverlauf lässt sich so abmildern. Der eigentliche Ausbruch des Keuchhustens jedoch ist auf diese Weise nicht zu verhindern. Da es sich zudem um ein komplexes Krankheitsgeschehen handelt, erweist sich eine Linderung durch Hustensaft meist als nicht erfolgreich. Im Falle zäher Schleimbildungen wirken schleimlösende Medikamente. Säuglinge, die an Keuchhusten erkranken, müssen stationär behandelt werden, da sie nicht in der Lage sind, den sich bildenden Schleim auszuhusten. Um die Atemnot zu verringern und einer Erstickungsgefahr vorzubeugen, wird der Schleim in der Klinik abgesaugt. Patienten mit Keuchhusten sollten jederzeit viel trinken; Kinder zudem auf Toben und Sport verzichten und sich in einer reizarmen Umgebung aufhalten. Eine regelmäßige Inhalation mit Meersalz plus warme Brustwickel (mit Zitronensaft) vor dem Schlafengehen wirken lindernd. Achtung: Kinder, die an Keuchhusten erkrankt sind, sollten während der Hustenanfälle stets aufrecht und mit leicht vorgebeugtem Kopf sitzen.

 


Quellen: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Robert Koch-Institut (RKI)

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