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Selbstbestimmt den Alltag meistern

Selbstbestimmt den Alltag meistern

Ein aktiver Alltag trotz Asthma? Das ist durchaus möglich! Foto: © Tatyana Gladskih - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Die Zahl der Menschen, die an Asthma erkranken, ist über die Jahre fortwährend gestiegen. Doch auch wenn das chronische Leiden nicht gänzlich heilbar ist, kann eine aktive Alltagsgestaltung heutzutage gut gelingen. Zusätzlich zu neuen Therapieformen, die auf ein beschwerdefreies Leben abzielen, spielt auch die Eigeninitiative der Patienten eine wichtige Rolle: Dazu zählen neben einem offenen Austausch mit dem Arzt auch Besuche von Asthmaschulungen, regelmäßige Atemübungen sowie viel Bewegung, um so die eigene Lebensqualität zu verbessern.  

Kurzatmigkeit, Engegefühle in der Brust, ein pfeifender Ton beim Ausatmen und Husten: Dies sind nur vier von gleich mehreren Symptomen, die im Zuge von Asthma auftreten können. Auch berichten Betroffene vom plötzlichen Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen – nicht selten treten diese Beschwerden nachts oder in den frühen Morgenstunden auf. Grundsätzlich ist zwischen einer allergiebedingten und der nicht allergiebedingten Variante zu unterscheiden; im Kindesalter bildet Asthma die häufigste chronische Erkrankung ab. Prof. Dr. med. Stephanie Korn ist Leiterin des Instituts für Klinische Forschung Pneumologie in Mainz sowie der Asthma-Ambulanz an der Thoraxklinik Heidelberg. Sie präzisiert: „Asthma bildet eine chronische Entzündung der Atemwege ab, die auf diese Erkrankung entsprechend reagieren. Sie können sich verengen, sodass bei Betroffenen die typische Atemnot auftritt. Durch die Entzündung der Atemwege reagieren viele Patienten aber auch überempfindlich auf Reize von außen, unter anderem auf kalte oder warme Luft, Parfums, Deodorants oder auch Zigarettenrauch.“ Diesbezüglich berichtet die Expertin von Abwehrreaktionen der Lunge, die sich etwa mittels trockenem Husten oder auch einer Schleimbildung äußern. Die bildliche Umschreibung, Asthma als „Sonnenbrand auf der Lunge“ zu verstehen, unterstreicht dabei sehr eindringlich, was eine entzündete Schleimhaut der Bronchien bedeutet. „Jeder kennt die Rötungen und Schmerzen, die ein Sonnenbrand verursacht“, verdeutlicht Stephanie Korn. „Dann spannt die Haut und Berührungen sind äußerst unangenehm. Das Gleiche ereignet sich auf der inneren Oberfläche der Bronchien, wenn diese im Falle von Asthma anschwellen.“

Die Frage nach der Entstehung der „Volkskrankheit Asthma“ lässt sich individuell nur schwer beantworten. Letztlich kann ein Zusammenspiel gleich mehrerer Faktoren die Atemwegserkrankung begünstigen, immer aber muss dabei eine komplexe Kombination aus Genen und Umwelt in Betracht gezogen werden. „Die häufigste Ursache stellen vor allem bei jüngeren Menschen Allergien dar“, hält Stephanie Korn fest. „Da diese in unseren Breiten extrem zunehmen, steigt auch das Risiko, an Asthma zu erkranken.“ Neben den inneren und äußeren Einflüssen auf den Körper existieren laut der Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie aber auch viele Faktoren, deren Rolle es noch zu klären gilt: „Bei Patienten, die über 40 oder 50 Jahre alt sind, ist die Allergie nicht mehr der Hauptgrund. Vielmehr haben wir zuletzt gelernt, dass hier bestimmte Zellgruppen oder Botenstoffe infrage kommen. Da sprechen wir vom eosinophilen Asthma, bei dem die eosinophilen Granulozyten vermehrt im Knochenmark gebildet werden, dann ins Blut ausströmen und auch ins Gewebe gehen. Die Gründe für diese Reaktion des Körpers sind bislang unbekannt.“ Weitere Umstände wie Berufserkrankungen (beispielsweise Bäckerasthma, verursacht durch Mehlstaub), Übergewicht oder auch Belastungs- und Angststörungen gelte es bei der Ursachenforschung laut Stephanie Korn ins Visier zu nehmen.

 


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LungenGlück macht komplexe pneumologische Themen verständlich und zugänglich – speziell für Patienten. Über Instagram, Facebook, TikTok, YouTube und per Podcast auf Spotify vermittelt Prof. Dr. med. Stephanie Korn (Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie) fundiertes Wissen zu Asthma und Lungengesundheit. Zusätzlich bietet LungenGlück eine exklusive kostenlose Asthma-Community mit monatlichen Live-Sessions, in denen Betroffene ihre Fragen direkt an die Expertin richten können. Mit modernen Medienformaten und direkter Patientenkommunikation sorgt LungenGlück für smarte, alltagsnahe Aufklärung.

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Therapie erfolgt stufenweise

Die Vielzahl an möglichen Entstehungsursachen für die Erkrankung beeinflusst auch die Frage nach früh ansetzenden Präventionsmaßnahmen. Diskutiert werden beispielsweise eine mediterrane Ernährung in der Schwangerschaft oder der Kontakt zu Bauernhoftieren in jungen Jahren. Besonders die Belastung durch Tabakrauch gilt es bei Kindern zu vermeiden, stellt diese doch ein erhöhtes Asthmarisiko dar. Letztlich können sämtliche Reize, die eine Atemwegsentzündung auslösen, auch den Weg für Asthma ebnen. Stephanie Korn zieht deshalb Parallelen zur Allergieprävention: „Wenn jemand erst gar keine Allergie entwickelt, wird er vermutlich auch nicht an allergischem Asthma erkranken. Neben dem Kontakt zu Bauernhoftieren führt die Hygienehypothese weitere Allergene wie Hausstaub, Schimmelpilze, Tierhaare, Heu sowie verschiedene Gräser an. Es ist heutzutage durchaus ratsam, Kinder nicht in einem übermäßig sterilen Umfeld aufwachsen zu lassen, damit die Allergieprävalenz abnimmt.“

Da Asthmapatienten an einer chronischen Erkrankung leiden, ist häufig eine dauerhafte Behandlung notwendig. Die Therapie erfolgt hier stufenweise: Je nach Schwere des Asthmas werden Dosis und Anzahl der Medikamente gesteigert. Die Basis bildet dabei für alle Patienten ein entzündungshemmendes Kortisonspray zur Inhalation, um so die Lunge von außen zu erreichen. Systemische Nebenwirkungen, wie sie mitunter von Kortisontabletten bekannt sind, treten hier bei einer normalen Dosierung nur extrem selten auf. Menschen mit leichtem Asthma und kaum spürbaren Einschränkungen im Alltag greifen üblicherweise auf ein Bedarfsspray zurück, das ihre Bronchien weitet. Stephanie Korn ergänzt: „Neben diesem klassischen Notfallspray verweisen die Leitlinien mittlerweile darauf, dass sogar eher inhalierbares Kortison in einer Fixkombination mit einem rasch wirksamen Betamimetikum einzunehmen ist. Auf diese Weise findet nicht nur eine symptomatische, sondern auch eine kausale Behandlung statt, da die Entzündung angegriffen wird. Allerdings liegt hier im Moment für die reine Bedarfstherapie noch keine Zulassung vor.“ Eine Faustregel besagt allerdings auch: Wer dreimal in der Woche sein Bedarfsspray benötigt, sollte über eine Dauertherapie nachdenken – diese sieht vor, regelmäßig und mindestens einmal am Tag auf ein inhalierbares Kortison niedriger Dosis plus eventuell ein langwirksames bronchienerweiterndes Spray zurückzugreifen.            

Paradigmenwechsel in der Behandlung

Wie die individuelle Therapie auch ausfallen mag – angestrebtes Ziel ist es immer, eine nachhaltige Asthmakontrolle zu erreichen. Die Fachärztin Stephanie Korn mahnt, diese Kontrolle fehlzudeuten. So sei es ein Trugschluss, typische Symptome wie Husten oder Atemnot als gegeben abzustempeln. Denn Asthmabeschwerden müssten keinesfalls Teil des Alltags sein: „Unser Wunsch ist es, jeden Patienten bestenfalls dahin zu bringen, dass er ein normales Leben führen kann und zu 90 Prozent seiner Zeit auch nichts von seinem Asthma mitbekommt. In vielen Fällen schaffen wir das auch – je schwerer die Erkrankung, desto größer aber auch diese Herausforderung. Durch den Einsatz neuartiger Biologika konnten wir allerdings auch hier große Fortschritte machen.“ Gemeint ist eine neue Generation von Medikamenten, aus lebenden Zellen gewonnen und bestehend aus Eiweißverbindungen. Die Wirkstoffe, die in den meisten Fällen unter die Haut gespritzt werden, entfalten sich viel gezielter als herkömmliche Medikamente; auch kommen sie vergleichsweise nebenwirkungsarm daher. In der Asthmabehandlung ist von nicht weniger als einem Paradigmenwechsel die Rede.

Als gut kontrolliert gilt Asthma dann, wenn sich die Symptome grundsätzlich nicht verschlimmern, am Tage nicht mehr als zweimal pro Woche Beschwerden auftreten und Betroffene nachts problemlos in den Schlaf finden. Auch sollten Alltagsaktivitäten ohne Einschränkung möglich sein. Neben der individuell abgestimmten Therapie lässt sich die Erkrankung auch seitens der Patienten positiv beeinflussen: Eine gesunde Ernährung, viel Bewegung und Ausdauertrainings, das Vermeiden von Stress sowie die Stärkung der mentalen Gesundheit können zum Erreichen eines beschwerdefreien Lebens beitragen. Asthmaschulungen, etwa zur richtigen Inhalatoren-Anwendung, und regelmäßige Peak-Flow-Messungen runden diese Eigeninitiative ab. „Ein Großteil des Heilungsprozesses hängt mit der Frage zusammen, wie man mit seinem Asthma umgeht“, weiß Stephanie Korn. „Es ist immer auch mit Aufgabe des Patienten, die Erkrankung in die eigene Hand zu nehmen. Das wiederum funktioniert nur, wenn man über eine gute Aufklärung und Tipps zur Alltagsgestaltung verfügt, stets in Kombination mit der ärztlichen Behandlung.“ Asthma und ein selbstbestimmtes Leben – das eine muss das andere demnach keinesfalls ausschließen.

thoraxklinik-heidelberg.de

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