Stets geschwollene Gelenke, Betroffene im fortgeschrittenen Alter und ein Verzicht auf Sport und Bewegung – viele Auffassungen und Behauptungen rund um rheumatische Erkrankungen gelten längst als überholt, halten sich jedoch weiterhin in der Gesellschaft. Welche Vorurteile gilt es zu entkräften? Eine Übersicht der gängigsten Mythen.
Rheuma = Rheuma
„Rheuma” stellt lediglich den Oberbegriff für rund 400 verschiedene rheumatische Erkrankungen dar, die wiederum ganz unterschiedliche Symptome mit sich bringen. Die häufigste Variante dürfte die rheumatoide Arthritis sein; doch auch Arthrose, Morbus Bechterew, Gicht oder Fibromyalgie zählen zu den rheumatischen Erscheinungsbildern. In allen Fällen ist eine frühe Diagnose essentiell, um rechtzeitig mit der individuellen Therapie beginnen zu können.
Rheuma ist eine Krankheit der Alten
Bis heute hält sich die Auffassung, Rheuma könne hauptsächlich Ältere treffen. Tatsächlich erkranken jedoch immer häufiger auch junge Menschen und bereits Kleinkinder daran. Hierzulande leiden beispielsweise rund 40.000 Kinder und Jugendliche an einer Juvenilen Idiopathischen Arthritis. Das Vorurteil, Rheuma sei eine Erkrankung der Älteren, stellt oftmals eine zusätzliche Belastung für die jungen Betroffenen dar.
Bei Rheuma sind stets die Gelenke betroffen
Keineswegs! Zwar zählen Gelenkschmerzen zu den häufigsten Begleiterscheinungen einer rheumatischen Erkrankung, doch auch Muskeln, Knochen, Sehnen, die Haut und innere Organe können betroffen sein. Selbst das Auge kann in Mitleidenschaft gezogen werden (Iridozyklitis). Aufgrund der teils unspezifischen Symptome vergeht bis zu einer entsprechenden Diagnose mitunter kostbare Zeit.
Arthritis und Arthrose unterscheiden sich nicht
Ein weiterer Irrglaube. Bei einer rheumatoiden Arthritis können sämtliche Gelenke betroffen sein (sehr häufig die Finger- und Fußgelenke), ausgelöst etwa durch eine Immunreaktion oder Krankheitserreger. Typisch für die Arthritis ist es zudem, dass die Gelenke auch im Ruhezustand schmerzen. Anders verhält es sich bei der Arthrose, wird diese doch altersbedingt durch Verschleiß begünstigt – die Gelenke schmerzen vor allem bei der Ausführung von Bewegungen.
Rheuma? Dann auf Bewegung verzichten!
Tatsächlich lautete in früheren Jahrzehnten die Parole: Betroffene Gelenke müssen geschont werden! Heute ist man glücklicherweise schlauer: Die Aktivierung des Bewegungsapparats und der Aufbau der Muskeln tragen dazu bei, dass die Gelenke nicht versteifen oder schwächer werden. Zu einer guten Therapie zählen daher auch gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen oder Fahrradfahren. Welche Bewegungsform individuell in Frage kommt, weiß der behandelnde Rheumatologe.
Nur Cortison hilft bei Rheuma
Fakt ist: Bei der Behandlung rheumatischer Erkrankungen sind Cortisonpräparate sehr wirksam. Aufgrund etwaiger Nebenwirkungen werden sie heute aber möglichst zurückhaltend eingesetzt – nicht länger als drei bis sechs Monate. Mittlerweile existiert eine Vielzahl an Behandlungsmethoden und Medikamenten, die eine deutliche Symptomverbesserung bewirken und gleichzeitig die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten verbessern. Je früher eine Diagnose erfolgt, desto größer die Chance einer erfolgreichen Behandlung.
Rückenschmerzen sprechen für Rheuma
Hier gilt es, genauer hinzuschauen: Bei Rückenschmerzen handelt es sich um eine absolute Volkskrankheit – bis zu 80 Prozent der Erwachsenen sind in ihrem Leben mindestens einmal davon betroffen. Da sich in vielen Fällen keine konkrete Ursache ausmachen lässt, denken die wenigstens Betroffenen an einen rheumatischen Hintergrund. Allerdings: Wer länger als drei Monate unter anhaltenden Beeinträchtigungen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Chronische Rückenschmerzen können in Zusammenhang mit Morbus Bechterew stehen.