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Von Multikoptern und Pflasterlastern

Von Multikoptern und Pflasterlastern

Foto: © Tobias Seeliger - stock.adobe.com
Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Das Rettungswesen passt sich einer immer komplexer werdenden Welt an: Einerseits dank moderner Einsatztechnik und digitaler Lösungen, andererseits durch individuelle Angebote und Schulungen rund um die Erste Hilfe. Neueste Entwicklungen und spannende Fakten haben wir für Sie kompakt zusammengetragen.  

 

Berg-, Höhen- und Wasserrettungstraining

Mit einer sogenannten Rettungswinde ist es möglich, auch in unwegsamem Gelände Patienten zu bergen und durch einen Notarzt zu versorgen. Während der Rettungshubschrauber über der Einsatzstelle schwebt, wird dabei die Crew sicher am Boden abgesetzt. Solch komplexe Einsatzszenarien stehen bei der ADAC Luftrettung regelmäßig auf dem Trainingsplan: Zweimal im Jahr stellt die führende deutsche Luftrettungsorganisation sicher, dass das Zusammenspiel zwischen Crews und Partnerorganisationen reibungslos und effektiv funktioniert. Im September 2024 trainierte etwa die Besatzung des Rettungshubschraubers „Christoph 1“ gemeinsam mit den Höhenrettern der Berufsfeuerwehr München Höhenrettungen im Olympia Park. Auch Wasserrettungen und anspruchsvolle Gebirgseinsätze standen bei den fliegenden Gelben Engeln auf dem Programm.

adac.de

 

Multikopter – ein echter Senkrechtstarter

Was viele nicht wissen: Bei 60 Prozent der Einsätze mit einem ADAC-Rettungshubschrauber befinden sich keine Patienten an Bord, sondern werden Ärzte zu einem Einsatzort gebracht. Jener Zubringerdienst soll künftig noch effizienter verlaufen: mit dem Multikopter. Dieses neuartige Fluggerät wird elektrisch betrieben und soll zum Jahreswechsel in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz und in Dinkelsbühl in Bayern testweise zum Einsatz kommen. Laut ADAC Luftrettung-Chef Frédéric Bruder werden die Multikopter die bisherigen Hubschrauber nicht ersetzen, sondern eine Ergänzung zum aktuellen Notfallsystem darstellen. Der senkrecht startende Multikopter kann Notärzte in Zukunft schnell, günstig, leise und emissionsarm zu einem Unfallort bringen.

adac.de

 

Medizinische Praxis am Campus

Eine vorgeschaltete Arztpraxis im Krankenhaus – so lautete vor wenigen Jahren die Lösung an der Mainzer Universitätsklinik, um Patientenströme besser zu steuern und so die Notaufnahme zu entlasten. Das deutschlandweit einzigartige Projekt „Allgemeine Medizinische Praxis am Campus der Universitätsmedizin“ (APC) ging nach einer erfolgreichen Pilotphase Anfang 2024 in die Verlängerung. Der Ablauf: Nach einer Anmeldung in der Notaufnahme der Mainzer Uniklinik wird der Patient zuerst in der Arztpraxis vor Ort untersucht. Dort entscheidet sich, ob er weiter in die stationäre Notaufnahme geleitet wird, oder ob eine ambulante Behandlung ausreichend ist. Davon profitieren letztlich alle Beteiligten, wird doch nicht nur die Überlastung der Notaufnahme verhindert, sondern automatisch auch die Behandlung beschleunigt und verbessert.  

unimedizin-mainz.de

 

Bedrohte Notaufnahmen retten

Schlechte Arbeitsbedingungen, Personalmangel, Zeitdruck und Übergriffe auf Mitarbeitende: Immer mehr Angestellte in den Notfallaufnahmen fühlen sich in ihrer Situation alleingelassen. Die Initiative „Aktion: Notaufnahmen retten“ (A: NR) pocht auf mehr Sicherheit für die Patienten, Angehörige und alle Beschäftigten. Zudem setzt sich das Team der Aktion für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Notfallversorgung auf Bundesebene, eine verbindliche Personalbemessung und die Etablierung von Tätigkeitsprofilen ein. Auch Security-Mitarbeiter für jede Notaufnahme rund um die Uhr sowie Gefahren- und Infektionsschutzzulagen zählen zu den Forderungen. „Faktisch ist es so, dass die Politik nicht zu wissen scheint, was Pflege eigentlich tut und was diese beinhaltet“, so das A: NR-Team in einer Stellungnahme. „Die Notfallversorgung jedoch scheint ein noch viel größeres Mysterium zu sein und findet wenig Beachtung in politischen Auseinandersetzungen bzw. Beschlüssen.“ Unter notaufnahmen-retten.de ist es möglich, eine entsprechende Petition zu unterzeichnen.  

 

Wissen, Fakten und Anekdoten im Blaulicht-Podcast

In ihrer Blaulicht-Podcast-Reihe Retterview berichten die drei Einsatzkräfte Mike, Chris und Luis aus dem Leben im Rettungsdienst. „Wir behandeln hier alles, außer Patienten“, so die inhaltliche Ausrichtung des Trios. Die einzelnen Folgen drehen sich etwa um die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Notaufnahme, Gefahren im Einsatz, Verkehrsunfälle oder auch allergische Schocks. Neben spannenden und informativen Einblicken in ihren Berufsalltag beantworten die drei Retter im Podcast zudem Fragen, die man ihnen in den sozialen Medien stellen kann. Abgerundet werden die Storys aus dem „Pflasterlaster“ durch Wissen, Fakten und auch eine gute Portion Humor.    

retterview.de

 

Digitalisierte Rettungskette

„Wir digitalisieren die Rettungskette und helfen, mit unseren Lösungen eine sichere, effiziente und zukunftsfähige Notfallrettung zu gewährleisten“, so die Intention des Telenotarzt-Services, realisiert durch die umlaut telehealthcare GmbH aus Aachen. Dahinter steht ein interdisziplinäres Team aus Medizinern, Notfall- und Rettungssanitätern sowie Ingenieuren, das ganzheitliche Lösungen für ein zukunftsfähiges Notfallmanagement anbietet. Dazu zählen unter anderem eine Telekonsultation auf Abruf rund um die Uhr, die aktive Unterstützung im Rahmen von Primäreinsätzen und Verlegungen sowie eine medizinisch-fachliche Unterstützung und Anbindung von Leitstellen. Rettungsdienste im ländlichen Raum setzen beispielsweise auf die Transportbegleitung durch den Telenotarzt bis zum Krankenhaus, da dort die Fahrten zur nächsten Klinik länger dauern können. Auch vor dem Eintreffen des Notarztes kann der Telenotarzt gemeinsam mit den Sanitätern an einer Unfallstelle wichtige Maßnahmen zur Behandlung des Patienten treffen. Das Versprechen des Unternehmens: „Mit über 50.000 erfolgreichen Einsätzen ist der Telenotarzt das bewährteste System am Markt – wissenschaftlich fundiert, von Notärzten und Ingenieuren entwickelt und betrieben.“

telenotarzt.de

 

Erste Hilfe bei seelischen Krankheiten

Während Erste Hilfe-Kurse für die körperliche Notfallversorgung in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind, sucht man entsprechende Unterstützungsangebote im Rahmen der seelischen Gesundheit eher vergebens. Dabei kennt hierzulande fast jeder Mensch eine Person im privaten oder beruflichen Umfeld, die an psychischen Problemen leidet. Die MHFA (Mental Health First Aid) Ersthelfer des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit Mannheim möchten dies ändern: In speziellen Kursen für Privatpersonen oder Unternehmen erlernen MHFA-Ersthelfer, wie sie bei einem Gegenüber rechtzeitig Probleme erkennen oder Zugang zu Betroffenen finden. Auch werden in den Kursen wichtige Fragen berührt: Welche professionelle Hilfe kann ich beispielsweise meiner Kollegin empfehlen, die überfordert von ihrer Arbeit wirkt? Wie reagiere ich, wenn ein Mensch mir gegenüber Suizidgedanken äußert? Die Angebote sind deutschlandweit buchbar – als Online- oder Präsenzkurse.

mhfa-ersthelfer.de

 

Im Einsatz für über 81.000 Menschen

Wenn im Dortmunder Signal Iduna Park, Deutschlands größtem Fußballstadion, bis zu 81.360 Zuschauerinnen und Zuschauer zusammenkommen, steht für das Deutsche Rote Kreuz ein professionell geplanter Großeinsatz an. Ob bei regulären Heimspielen von Borussia Dortmund oder im Rahmen internationaler Spiele, wie zuletzt bei der Fußballeuropameisterschaft 2024: Über 120 freiwillige Einsatzkräfte des Sanitätswachdiensts stehen dann bereit, um im Ernstfall Hilfe zu leisten. „Das ausverkaufte Stadion ähnelt einer lebendigen Kleinstadt“, weiß man beim Rettungsdienst. „Dies schlägt sich auch im Einsatzspektrum des DRK nieder, das hier von der kleinen Wunde bis hin zur Reanimation alle anfallenden Gesundheitsprobleme versorgt.“ Darüber hinaus sind pro regulärem Bundesliga-Heimspiel fünf Notärztinnen oder -ärzte vor Ort; hinzu kommen zwei Rettungs- und vier Krankentransportwagen, sollten ärztliche Maßnahmen oder Transporte in ein Krankenhaus notwendig sein.  

drk-dortmund.de

 

Erste Hilfe – tierisch wichtig

So wie wir Menschen können auch Tiere in Not geraten. In entsprechenden Kursen der Johanniter-Unfall-Hilfe werden Haustierbesitzer auf solche Situationen vorbereitet. Das Angebot „Erste Hilfe für Hund und Halter“ vermittelt die wichtigsten Grundlagen für die Rettung von Hunden und Menschen – die Teilnehmenden erfahren, wie sie ihrem Hund im Ernstfall schnell und effektiv helfen können. Neben vorbeugenden Maßnahmen zur Erhaltung der Gesundheit des Tieres stehen dann auch lebensrettende Sofortmaßnahmen wie die Herz-Lungen-Wiederbelebung auf dem Programm. Fertigkeiten zur Versorgung von Wunden – etwa das Anlegen eines Pfotenverbandes – sind ebenfalls Kursinhalte.      

johanniter.de

 

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