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Männliche und weibliche Marmorbüsten schauen sich an

Preissensibilität und Influencer verändern die Prioritäten

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Portratitfoto des Artikel-Autors Robert Targan
Von ROBERT TARGAN (Freier Texter, Autor & Redakteur)
5 Min.Lesezeit

Wer hat „was machen lassen”? Und weshalb? Seit nun 14 Jahren beleuchtet die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) mittels einer Patientenbefragung Entwicklungen und Tendenzen im Bereich der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie. Mit den Ergebnissen der Erhebung möchte die Fachgesellschaft regelmäßig eine objektive Grundlage für den öffentlichen Diskurs liefern. Die aktuelle Statistik für das Jahr 2022 gibt unter anderem Aufschluss über bevorzugte Schönheitseingriffe, rückläufige Trends und die Wünsche der jungen Generation.

 

Behandlungen 2022 gesamt

Mit Blick auf die fünf häufigsten ästhetischen Eingriffe im Jahr 2022 ist festzuhalten, dass es lediglich bei der Gewichtung der Behandlungsmethoden Veränderungen gab. So wurden mehr Körperformungen durch Fettabsaugung vorgenommen, als im Jahr zuvor. Auch die Zahl der Oberlidstraffungen nahm zu. Faltenbehandlungen und Botulinumtoxin-Injektion hingegen gingen jeweils deutlich, nämlich um rund 50 % zurück. Dr. med. Alexander P. Hilpert, Präsident der DGÄPC, macht für diesen Trend eine zunehmende Preissensibilität aufgrund wirtschaftlicher Entwicklungen aus. Denn im Jahr 2022 herrschte eine „große Unsicherheit von außergewöhnlichen finanziellen Belastungen durch den Ukraine-Krieg.” Zudem fielen in diese Zeit die Lockerungen der Pandemiemaßnahmen, in deren Zuge wiederum das Geld eher für Freizeit und Urlaub investiert wurde. Die Top 5 aller Eingriffe 2022 (Zielgruppe: 18 bis 80+): Faltenunterspritzung (15,0 %), Oberlidstraffung (12,9 %), Fettabsaugungen (12,6 %), Botulinum-Behandlung (12,3 %) und Brustvergrößerung mit Implantat (11,4 %).  
 

Die häufigsten Eingriffe bei Frauen

Die Top 5-Eingriffe bei Frauen (18 bis 80+) sind: Faltenunterspritzung, Brustvergrößerung mit Implantat, Oberlidstraffung, Botulinum-Behandlung und Fettabsaugung. Lagen die ersten beiden Behandlungsformen lange Zeit abgeschlagen an der Spitze, hat sich das prozentuale Verhältnis zu den anderen dreien mittlerweile angeglichen. Dr. med. Christoph Krüss, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie sowie Schriftführer der DGÄPC: „Vor allem bei den Frauen haben wir im vergangenen Jahr eine erhöhte Preissensibilität bei minimal- und noninvasiven Behandlungen festgestellt. Viele kommen zwar mit ihrem OP-Wunsch zum Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, gehen dann aber zur Fillerbehandlung von Beauty-Ketten." Diese würden die Preise der Experten teilweise stark unterbieten.   
 

Die häufigsten Eingriffe bei Männern

Bei den männlichen Patienten finden sich ganz oben folgende fünf Eingriffe: Fettabsaugung, Oberlidstraffung, Gynäkomastie-Behandlung, Botulinum-Behandlung und Faltenunterspritzung. Hier haben sich die Behandlungswünsche lediglich in der Gewichtung verändert. Vor allem der lidchirurgische Eingriff (Platz 2) hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Die Zahl der Gynäkomastie-Behandlungen, also die Reduktion der sogenannten Männerbrust, blieb 2022 im Vergleich zum Vorjahr stabil. Die DGÄPC schlussfolgert: „Männer bleiben ihrer Linie treu.”
 

Was macht die Generation Z?

Operative Behandlungen sind bei der Generation Z, also der Altersklasse der heute unter 30-Jährigen, weiterhin gefragt. Die 2022er-Statistik der DGÄPC zeigt mit 39,8 % bei brustchirurgischen Eingriffen den größten Zulauf innerhalb dieser jungen Zielgruppe auf. Den größten Teil macht dabei die Brustvergrößerung (Implantat) mit 18,6 % aus. „Die stetig hohe Nachfrage bei der Brustchirurgie findet sich vor allem darin begründet, dass nach der Pubertät die Brust bereits ausgewachsen ist und nur noch durch hormonelle Faktoren wie Schwangerschaft oder Menopause in ihrer Grundform verändert wird”, so die Experten der DGÄPC. Daher würden sich vor allem junge Patientinnen entscheiden, ihrem persönlich empfunden Leid über zu kleine, zu große oder asymmetrisch angelegte Brüste bereits frühzeitig entgegenzuwirken. Fettabsaugungen (16,2 %) und Nasenkorrekturen (11,8 %) folgen auf den Plätzen 2 und 3.  
 

Was sagt der Familienstand über die Eingriffe aus?

Macht es beim Wunsch nach ästhetischen Eingriffen einen Unterschied, ob ein Patient Single ist oder sich in einer Beziehung befindet? Laut Umfrage der DGÄPC durchaus: „Während sich bei verpartnerten Umfrageteilnehmern unter den Top 3 Maßnahmen ästhetischer Gesichtsbehandlungen wiederfinden, stehen bei den Singles größere Veränderungen im Fokus.” Dies könne laut der Fachgesellschaft zur Ursache haben, dass man sich kurz nach einer Trennung einen langgehegten Wunsch erfüllt. 26,7 % der Befragten gaben an, nicht in einer Partnerschaft oder Ehe zu leben, während 55,2 % dies bejahten. Die restlichen 18,1 % machten diesbezüglich keine Angabe. Während bei den Alleinstehenden die Fettabsaugung auf Platz 1 rangiert (14,2 %), ist es bei den verpartnerten Personen die Faltenunterspritzung, die am häufigsten gewünscht wird (16,7 %). 
 

Welche Trends sind rückläufig?

Wie bereits erwähnt, konnte 2022 im Vergleich zum Vorjahr ein deutlicher Rückgang bei Faltenbehandlungen und Botulinumtoxin-Injektionen ausgemacht werden. Die Experten der DGÄPC wissen: „2021 zählte vor allem bedingt durch die Corona-Pandemie und den Wegfall von Urlauben zum Boom-Jahr, was minimalinvasive Verjüngungsmaßnahmen angeht. Hinzu kam dann noch die permanente Konfrontation mit dem eigenen Bild durch viele Videokonferenzen.” Es sei abzusehen gewesen, dass dieses hohe Niveau nicht zu halten war. Die Fachgesellschaft macht eine weitere Entwicklung für rückläufige Trends aus, nämlich das verstärkte Aufkommen von Beauty-Ketten: Diese bewerben „mit Dumping-Angeboten den Markt teils massiv, vor allem über Social-Media-Kanäle”, und verfügen gleichzeitig kaum über Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Anstellung. 
 

Welche Rolle spielt Social Media?

Der Einfluss von Social Media-Plattformen wie Instagram und TikTok auf die Patientenwünsche wird von der Fachgesellschaft vielsagend als „enorm” eingestuft. Waren es im Jahr 2020 bei einer früheren Umfrage noch 2,3 % der Befragten, die angaben, dass gepostete Fotos ihren Wunsch nach einer optischen Veränderung beeinflusst haben, stimmten 2022 insgesamt 10,6 % aller Befragten diesem Punkt zu. Erstmals gaben hier auch männliche Umfrageteilnehmer eine entsprechende Beeinflussung durch Social Media an, wenn auch lediglich nur 0,7 %. Welch große Rolle das Internet mittlerweile bei der Frage nach einem ästhetischen Eingriff spielt, unterstreicht die DGÄPC wie folgt: „Mehr als ein Drittel der Befragten gab an, dass Promis und Influencer ihnen das Gefühl vermitteln, der Gang zum Beautydoc sei ganz normal, und mehr als 50 % begrüßen dabei, dass diese öffentlich zu ihren Eingriffen stehen.”  
 

Hier holen sich Patienten Rat

Die DGÄPC stellt in ihrer Statistik für 2022 fest, dass verstärkt die jüngere Zielgruppe eine ausführliche und offene Aufklärung rund um gewünschte Eingriffe schätzt. Erfreut heißt es, dass 53,1 % der Befragten im Alter von 18 bis 30 Jahren „sehr reflektiert mit dem Rat der Fachärzte umgehen und sich auch bei einer gewünschten Behandlung mit guter, fachlicher Begründung davon abraten lassen würden.” Nicht minder bemerkenswert: 36,9 % dieser Zielgruppe sind der Meinung, dass auf Social Media-Kanälen zu wenig über etwaige Risiken eines Eingriffs aufgeklärt wird.

 


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC)

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