Seit nunmehr einem Jahr schränkt uns die Coronavirus-Pandemie in vielen Lebensbereichen ein. Von Beginn an definierte das Robert-Koch-Institut (RKI) bestimmte Gruppen, für die sich das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs besonders hoch gestalten kann. Auch Menschen, die von einer Autoimmunerkrankung betroffen sind, sorgen sich deshalb vor einer Ansteckung. Was also ist zu beachten, wenn ein Defekt des Immunsystems vorliegt?
5 Fragen, 5 Antworten.
Zählen von einer Autoimmunerkrankung Betroffene automatisch zur Risikogruppe?
Für Patienten mit einem unterdrückten Immunsystem (beispielsweise aufgrund einer Erkrankung oder wegen einer Medikamenteneinnahme) besteht die höhere Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs – Menschen, die an einer Autoimmunerkrankung leiden, zählen laut Robert-Koch-Institut daher zur Corona-Risikogruppe. Da heutzutage über 100 verschiedene Autoimmunerkrankungen bekannt sind, fällt eine generelle Einschätzung dieses Risikos allerdings schwer. Laut der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) müssen sich MS-Patienten, die immunmodulierende Therapien erhalten, beispielsweise nicht grundsätzlich um eine stärkere Gefährdung sorgen. Schwieriger verhält es sich jedoch bei Betroffenen mit einer fortgeschrittenen Behinderung: Aufgrund der oftmals schlechter belüfteten Lunge steigt das Risiko eines schweren Infektionsverlaufs.
Was ist bei der Einnahme von Immunsuppressiva zu beachten?
Substanzen, die die Funktion des Immunsystems vermindern, kommen unter anderem bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, bei Multipler Sklerose oder auch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz. Bislang ist noch nicht hinlänglich bekannt, inwiefern sich eine Immunsuppression auf eine COVID-19-Erkrankung auswirkt. Experten wie etwa die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie raten jedoch, entsprechende Medikamente keinesfalls ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt abzusetzen.
Können medikamentöse Therapien zu einem schweren Verlauf der SARS-CoV-2-Infektion führen?
Patienten, die über einen Zeitraum von mehreren Wochen Kortison einnehmen, sind in der Fähigkeit eingeschränkt, auf eine Stresssituation – wie etwa eine Corona-Infektion – ausreichend zu reagieren. Hier ist vor allem das typische Fieber-Symptom zu nennen. Aufgrund der genannten fehlenden Erfahrungswerte sind unbedenkliche Behandlungsoptionen zurzeit nur schwer zu definieren. Individuelle Therapieentscheidungen (spätere Initiierung, Absetzung, Modifizierung) sollten daher mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.
Was ist bei allergischem Asthma und Allergien zu beachten?
Das RKI zählt Asthmatiker zur Corona-Risikogruppe, was kaum überrascht, kann die chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege die Betroffenen für virale Infekte anfälliger machen. Allerdings lässt sich die Gefährdung eingrenzen: Ein Risiko gilt in der Hauptsache für unbehandelte oder nicht ausreichend behandelte Krankheitsfälle. Der Großteil der Asthmatiker ist medikamentös jedoch gut eingestellt und zeigt im Zuge der Therapie keine Beschwerden auf. Experten sehen daher keine größere Gefährdung als bei Gesunden. Da Asthma übrigens nie mit Fieber einhergeht, können Betroffene schnell die Frage „Verschlimmerung des Asthmas oder Corona?“ für sich beantworten. Im Falle einer Allergie gilt ebenfalls, dass keine stärkere Gefährdung vorliegt. Im Gegensatz zum Immunsystem von Nicht-Allergikern ist jenes von Allergikern nicht schwächer, sondern in gewisser Weise sogar stabiler – es ist nur falsch „gepolt“. So reagiert es aufgrund einer Fehlsteuerung stärker, als es den Betroffenen lieb ist.
Welche Rolle spielt eine Autoimmunerkrankung bei der Verteilung des Corona-Impfstoffs?
Vor allem alte und chronisch erkrankte Menschen sollen bei der Verteilung des Impfstoffs zuerst berücksichtigt werden. Nach Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums zählen zwischen 24 und 34 Millionen Menschen in Deutschland zu den ganz unterschiedlichen Risikogruppen. Mit Blick auf eine Autoimmunerkrankung – beispielsweise Multiple Sklerose – dürften auch hier Lebensalter und Grad einer etwaigen Behinderung (die mit einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion einhergeht) eine Rolle spielen. Von Expertenseite heißt es zudem, dass zwischen einer Kortison-Stoß-Therapie und einer Impfung idealerweise zwei bis vier Wochen liegen sollten.